Über Chancengleichheit und Diskriminierung von Frauen bei der Suche nach einer Arbeitsstelle ist auf den unterschiedlichsten Ebenen schon viel gesagt und geschrieben worden. Die Themen reichen von den Anfängen der Frauenbewegung über die Arbeit von Frauen im Allgemeinen, ihre Arbeitssituation, ihre Identität und ihre Identifizierung mit der Arbeit, Familienpolitik und Arbeitslosigkeit, Berufschancen und Berufswahl bis hin zu weiblicher und männlicher Wissenschaft oder der Frage nach der Zukunft von Frauenarbeit. Obzwar die Themen zu Chancengleichheit und Berufsleben vielfältig sind und auch die gesetzliche Regelung zur Ausschreibung von Stellenanzeigen klar gegeben ist, scheinen empirische Arbeiten zur Gestaltung von Stellenanzeigen bisher jedoch ein Desiderat in der Forschung darzustellen. Unter den wenigen vorliegenden Beiträgen in diesem Themengebiet sei der Aufsatz von Oldenburg (1998) genannt, in dem der Frage nach einem Sprachwandel infolge von Gesetzesänderungen und gesellschaftlichem Wandel nachgegangen wird. Einen ähnlichen Ansatz findet man bei Bernroitner (1998), die eine dänische Zeitung in ihre Studien mit einbezieht und die Formen der geschlechtsneutralen Ansprache in Deutschland und Dänemark vergleicht. Aber über erste Ansätze hinaus ist gerade in diesem Bereich unseres Alltagslebens in der Linguistik wenig geforscht worden, so dass auch auf keine weitere Literatur zurückgegriffen werden konnte. Die vorliegende Arbeit soll einen kleinen Beitrag zur Schließung dieser Lücke leisten.
Im Folgenden werden die konkreten sprachlichen Gegebenheiten in Stellenanzeigen analysiert. In diesem Zusammenhang wurden verschiedene Zeitungen daraufhin untersucht, ob schon bei der Anrede der Bewerberinnen und Bewerber Diskriminierungen vorkommen oder, wenn dies nicht der Fall ist, wie die Auftraggebenden das Problem lösen, beide Geschlechter zu berücksichtigen. Ziel ist es, festzustellen, ob in den Stellenanzeigen dabei bestimmte Tendenzen sichtbar werden, ob es Unterschiede zwischen regionalen, überregionalen und fachspezifischen Zeitungen gibt, und wenn ja, welcher Art diese Unterschiede sind. Dabei wird zunächst die Vorgehensweise bei der Erfassung - die Kategorien mit Beispielen - erläutert, bevor im nächsten Schritt die analysierten Zeitungen mit ihren Ergebnissen vorgestellt werden, wobei einige Problemfälle besonders hervorgehoben werden sollen. Das Medium Internet wurde dabei zwar mit berücksichtigt, aufgrund dessen Schnelllebigkeit und des nicht immer leicht zu fassenden Charakters, vor allem aber wegen der enormen Fülle von Angeboten, die eine eigenständige Untersuchung notwendig machen, wurden Stellenanzeigen im Internet im Rahmen dieser Arbeit nur am Rande berücksichtigt. Auch auf Feinuntersuchungen wie beispielsweise die Frage nach berufsspezifischen Anzeigeneigenschaften - so könnte man etwa der Hypothese nachgehen, dass es bei Handwerksberufen eher sprachliche Diskriminierungen gibt als etwa bei akademischen Berufen - wurde aus Zeit- und Raumgründen zunächst verzichtet. Hier lassen sich daher zu dieser Frage lediglich Eindrücke wiedergeben, die bei der Recherche zu der vorliegenden Arbeit gewonnen wurden, aber keine empirisch untermauerten Ergebnisse.
Paragraph 611a des BGB der Bundesrepublik Deutschland bezieht sich auf das "Geschlechtsbezogene Benachteiligungsverbot". Demnach darf der Arbeitgeber in der Regel keine geschlechtsbezogene Bevorzugung oder Benachteiligung bei der Begründung des Arbeitsverhältnisses, seiner Vereinbarung, dem beruflichen Aufstieg oder einer Kündigung vornehmen. Eine unterschiedliche Behandlung ist nur dann zulässig, wenn ein bestimmtes Geschlecht eine unverzichtbare Voraussetzung für die auszuübende Tätigkeit ist (§ 611a Abs. 1, Satz 2). Als Beispiel werden im BGB genannt: Arzthelferin, Miederwarenverkäuferin, die Frauenreferentin einer politischen Partei, ein Mann für die Chorsängerstelle eines Tenors oder Bassisten (fragwürdig ist allerdings, ob wirklich alle diese Berufsbeispiele an ein Geschlecht gebunden sind; siehe zu dieser Problematik auch die Kategorie "Nur Männer" weiter unten unter 4.1). Verstößt der Arbeitgeber gegen dieses gesetzlich geregelte Benachteiligungsverbot, so können hierdurch benachteiligte Bewerberinnen oder Bewerber eine angemessene finanzielle Entschädigung verlangen; ein Anspruch auf den Arbeitsplatz entsteht dadurch jedoch nicht.
Diese Regelung geht davon aus, dass Frauen gegenüber Männern bisher wegen ihres Geschlechts benachteiligt wurden. Ziel der Gesetzgebung ist es daher, ein diskriminierungsfreies Stellenbesetzungsverfahren zu gewährleisten. Das Gleichbehandlungsgebot sieht weiterhin sogar vor, dass auch bei gleicher Qualifikation einem Arbeitnehmer nicht wegen seines Geschlechts der Vorrang eingeräumt werden darf. In Bezug auf Stellenanzeigen wird jedoch lediglich empfohlen, "angesichts der Unsicherheit [...] im Zweifelsfall geschlechtsneutral auszuschreiben" (§ 611a BGB).
Paragraph 611 b des BGB bezieht sich auf die Arbeitsplatzausschreibung. Hier heißt es: "Der Arbeitgeber darf einen Arbeitsplatz weder öffentlich noch innerhalb des Betriebs nur für Männer oder nur für Frauen ausschreiben, es sei denn, dass ein Fall des § 611 a Abs. 1 Satz 2 vorliegt." Das Gesetz bezieht sich ausschließlich auf Arbeitsverhältnisse, die der Arbeitgeber zu begründen beabsichtigt. Die Ausschreibung soll öffentlich und nicht nur an einen bestimmten Personenkreis gerichtet sein, womit insbesondere die Bekanntmachung in Zeitungen und Anzeigenblättern gemeint ist. Hierbei ist es gleichgültig, ob die Ausschreibung durch den Arbeitgeber selbst erfolgt ist oder nur von ihm in Auftrag gegeben wurde.
Paragraph 611 b ist als Schutzvorschrift zu verstehen. Ein individueller Schaden ist jedoch "kaum vorstellbar", weil auch bei einem Verstoß gegen die Vorschrift dennoch eine Person des anderen Geschlechts eine Bewerbung einreichen kann. Allerdings ist die Nichtbeachtung von § 612 b ein Beweisindiz für die Nichtbeachtung des § 611 a (§ 611 b BGB ).
Mit dem 03.07.1998 ist ein Gesetz zur Änderung des BGB und des Arbeitsgerichtsgesetzes in Kraft getreten, welches das Verfahren zur Besetzung von Arbeitsstellen neu regelt und dem EU-Recht angepaßt wurde. Mit den Änderungen hat die deutsche Gesetzgebung auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes vom 22.04.1997 reagiert, die europäischen Gleichbehandlungsrichtlinien europarechts-konform umzusetzen. In seiner Entscheidung bemängelte der Europäische Gerichtshof nicht zum ersten Mal die Verstöße gegen das Diskriminierungsverbot wegen des Geschlechts bei der Begründung eines Arbeitsverhältnisses sowie beim beruflichen Aufstieg in Deutschland. Dabei wurden die folgenden Punkte benannt:
Vor Inkrafttreten des Änderungsgesetzes sah die alte Fassung des § 611 a II BGB lediglich den Ersatz des sog. Vertrauensschadens [1] vor, was dazu führte, dass regelmäßig auch nur die angefallenen Bewerbungskosten als Schaden geltend gemacht werden konnten. Diese Regelung brachte dem Gesetzestext daher auch den Namen "der Portoparagraph" ein (cf. Freis 1998).
Bei der Erfassung der Stellenanzeigen wurden sowohl überregionale und regionale Zeitungen als auch Fachzeitschriften berücksichtigt. Zu den bearbeiteten überregionalen Zeitungen zählen:
Im Bereich der regionalen Zeitungen wurden untersucht:
Als Beispiele für Fachzeitschriften wurden
berücksichtigt.
Insgesamt wurden 11369 Stellenanzeigen des Frühjahres 2000 analysiert.
Im ersten Schritt wurde dabei nach drei übergeordneten Kriterien (Frauen, Männer, Neutral) unterschieden. Die neutralen Anzeigen weisen allerdings große Differenzierungen auf, so dass in der Folge eine Feindifferenzierung in verschiedene Kategorien von "Neutralen Anzeigen" vorgenommen werden musste. Diese Feindifferenzierung erfasst spezifische Mittel, die zur Neutralisierung eingesetzt wurden, so z. B. die Verwendung von Schrägstrichen und Klammern oder das Ausschreiben sowohl der männlichen als auch der weiblichen Berufsbezeichnung (siehe hierzu Tabelle 1). Als problematisch erwies sich dabei, dass beim Auswerten der Anzeigen immer wieder neue Kategorien aufgestellt werden mussten. Außerdem gab es oft Problem- und Grenzfälle, die schwer bzw. gar nicht einzuordnen waren. Ein statistisches Problem stellt ferner auch die unterschiedliche Anzahl der Anzeigen dar, da für die regionalen und fachspezifischen Zeitungen weniger Anzeigen untersucht wurden als bei den überregionalen.
Die unterschiedlichen Kategorien, denen man in den Stellenanzeigen begegnet, sollen im Folgenden anhand von ausgesuchten Inseratsbeispielen einzeln vorgestellt werden.
Die Tendenzen der Häufigkeit der verwendeten Kategorien werden im Folgenden sowie auch in der Gesamtbewertung angesprochen.
Um die Stellenangebote einordnen zu können, wurde zunächst eine Tabelle mit verschiedenen Kategorien aufgestellt. Diese Tabelle und die Kategorien sollen hier zunächst mit einigen erläuternden Beispielen vorgestellt werden (Tabelle 1).
Nur Männer |
Nur Frauen |
Schrägstrich -/in |
Klammer -(in) |
Großes I -In |
(m/w) in Klammern |
-mann/-frau |
|
|
|
|
|
|
Archilexem F |
Archilexem M ___________ neutral |
|
Uneinheitlich |
Besonderheiten, grammatika- |
Beide Formen ausgeschrieben (Meister/ |
Fremdsprachige Anzeige
Englisch | Französisch |
Neutral |
Männliches Archilexem in der Berufs- |
|||
Personal, Leute, Kraft, Profi,Hilfe usw. |
Angestellte |
|||||||
|
|
|
|
|
|
neutral |
geschlechts-
unklar |
|
In die Kategorie "Nur Männer" wurden alle Anzeigen aufgenommen, die wirklich nur Männer ansprechen. Konkret waren dies beispielsweise die folgenden Fälle: Schifffahrtskaufmann, Leiter und Samenspender.
Es ist zu beachten, dass das Augenmerk auf eine potentielle ungleiche Behandlung gerichtet werden soll. Da die Kategorie "Nur Männer" schon eine Diskriminierung von Frauen impliziert, könnte man zunächst annehmen, dass alle Anzeigen dieser Kategorie Frauen diskriminieren, denn Frauen werden nicht oder zumindest nicht explizit aufgefordert, sich auf diese Stellen zu bewerben. Aber wie sich zeigt, muss man hier dennoch genauer differenzieren. Die Suche nach einem Samenspender kann mit Sicherheit nicht als Diskriminierung gewertet werden; sie zeigt im Gegenteil, dass es ja in der Tat einige (wenngleich sicher wenige) Tätigkeiten gibt, die wirklich nur von Männern übernommen werden können.
Dieses Stellenangebot, das als Beispiel für die Kategorie "Nur Frauen" dienen kann, ist eindeutig an eine Frau gerichtet, obwohl der Beruf natürlich genauso gut von einem Mann ausgeübt werden könnte. Hier wird also der Mann diskriminiert. Die am häufigsten auftretenden typischen Frauenberufe sind allerdings immer noch die der Putzfrau, der Krankenschwester, der Hebamme oder der Sekretärin (cf. hierzu auch im Folgenden unter 5).
In der Kategorie "-/in" wurden alle Inserate gesammelt, die ihre Adressaten zunächst mit der maskulinen Berufsbezeichnung ansprechen, aber durch die Variante -/in auch Bewerberinnen mit einbeziehen. Das ausgewählte Beispiel Sekretär/-in macht dies zum einen deutlich, stellt aber andererseits schon eine Ausnahme dar, denn Sekretär/-in ist ein Beruf, der besonders von Frauen ausgeübt wird. Hier handelt es sich also um einen Fall, in dem männlichen Bewerber besonders angesprochen werden.
Beim Gebrauch einer Klammer mit der Derivationsendung -in wird die Frau zwar mit angesprochen, aber sie taucht nur in Klammern auf, sie wird in Klammern an die männliche Form angehängt, Beispiele hierfür wären: Kassierer(in), Verkäufer(in) und Buchhalter(in).
Die Endung -In stellte sich in der vorliegenden Untersuchungen als die am weitaus wenigsten vertretene neutrale Endung dar (cf. ausführlicher im Folgenden).
In der Kategorie "(m/w)" werden alle Stellenanzeigen gesammelt, die zunächst nur eine männliche oder weibliche Person ansprechen oder aber eine neutrale Ansprechform wählen und dann durch Hinzufügen der in Klammern gesetzten Kürzeln m - männlich und w - weiblich darauf verweisen, dass dennoch Personen beiderlei Geschlechts angesprochen werden sollen.
In dem Beispiel ist zunächst die neutrale Berufsbezeichnung Kaufleute aufgeführt, die sowohl männliche wie auch weibliche Personen anspricht. In einem anderen Stellenangebot wird eine Fremdsprachenkorrespondentin (w/m) gesucht, die Frauen werden hier also zunächst besonders angesprochen.
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Bei diesem Beispiel stellt sich die Frage, ob das Stellenangebot nicht eine Tendenz enthält, also ob die Auftraggeber hier nicht bewusst deutlich formulieren, welche Person tatsächlich gesucht wird, denn gerade in den "weiblichen" Berufen wie Sekretärin und Reno-Gehilfin werden explizit Frauen angesprochen.
Auffallend ist bei der Auswertung der Gesamtstatistik in dieser Kategorie der deutlich höher liegende Anteil männlicher Archilexeme [2] (565 Anzeigen im Gegensatz zu nur 49 Anzeigen mit femininem Archilexem), so dass hier durchaus von einer sprachlichen Diskriminierung des weiblichen Geschlechts gesprochen werden kann, da sowohl der Anteil der Stellenanzeigen mit vorangestelltem männlichem Adressaten überwiegt (Bsp.: Buchhalter) als auch in allen Fällen dieser Kategorie durch das Anhängen des Kürzels (m/w) nochmals beide Geschlechter angesprochen werden. Es liegt also eine Doppelung im Bereich des männlichen Archilexems vor:
Dabei ist hier in fast allen Fällen das m vorangestellt - also: (m/w) statt (w/m) -, was man allerdings mit der Stellung im Alphabet oder dem Hinweis darauf, dass dies die idiomatischere Reihenfolge ist, erklären könnte. Der umgekehrte Fall, also (w/m), lässt sich nur dann finden, wenn entweder eine Frau die Inserentin ist oder aber Personalagenturen für ihre nicht genannten Klienten Arbeitskräfte suchen, wie im folgenden Beispiel:
Unter die Kategorie "-mann/-frau" fallen alle Berufe, die in ihrer Bezeichnung schon eindeutig ein Geschlecht ansprechen, etwa durch die Suffixe -mann, -frau, -pfleger oder -schwester. Da -mann/-frau dabei am häufigsten auftritt, wurde die Kategorie nach diesem Morphempaar benannt. Bei dieser Art der Gestaltung einer Anzeige bemüht sich der Absender beide Geschlechter anzusprechen, wobei eines von beiden durch Schrägstrich oder auch ein explizites oder plus -mann bzw. -frau (-pfleger/-schwester) hinter die vorher jeweils das andere Geschlecht bezeichnende Form gesetzt wird. In dem Beispiel Aussenhandelskauffrau oder -mann wird zuerst die Frau genannt, dann folgt die Anrede an den Mann. Das zweite Beispiel eine/n Krankenschwester/pfleger ist insofern interessant, da hier auch zugleich die Sprachentwicklung deutlich wird. Der ursprünglich rein weibliche Beruf Krankenschwester wird in männlicher Besetzung nicht zum *Krankenbruder sondern eben zum Krankenpfleger. Es steht zu vermuten, dass sich die Krankenschwester in Zukunft zu einer Krankenpflegerin entwickeln wird.
Viele Inserenten verwenden zunächst eine neutrale Berufsbezeichnung bzw. schreiben die weibliche sowie die männliche Berufsbezeichnung aus (wie in folgendem Beispiel), sprechen im weiteren Textverlauf jedoch nur noch den Mann an:
Auch im folgenden Beispiel, in dem ein(e) Leiter/in für die Staatsbibliothek gesucht wird, wird zwar mehrmals eine neutrale Form für die gesuchte Person verwendet, später wird dann allerdings von "einem Beamten" gesprochen:
Hier wurden diejenigen Anzeigen gesammelt, die sich keiner anderen Kategorie zuordnen ließen und/oder Ungewöhnliches aufweisen, das sie trotz primärer Zugehörigkeit zu einer der gebildeten Kategorien auffällig machten. Hierunter fallen vor allem grammatisch unkorrekte Stellenanzeigen. Ein Beispiel, das wir bei unserer Recherche im Internet entdeckt haben, macht dies besonders deutlich:
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Redaktionelle Mitarbeiter / innen
Beim Versuch, die vorgegeben Artikel, Adjektive und Substantive zusammenzufügen, ergeben sich ausschließlich grammatikalisch falsche Syntagmen:
Diese Kategorie beinhaltet Inserate, in denen beide Geschlechter wirklich ausgeschrieben werden, also nicht nur als Abkürzung oder hinzugefügte Endung auftauchen. In dem Beispiel Volljurist/Volljuristin wird im fortlaufenden Text darauf geachtet, die Bewerberinnen und Bewerber neutral oder zumindest im Plural anzusprechen, wie z.B. durch den Begriff Berufsanfänger. Es scheint dabei eine Tendenz zu geben, dass der Plural eines Maskulinums eher als der Singular generisch verstanden wird, so dass sich Frauen hier eher mit gemeint fühlen können. Letzteres ist hier wohl auch hier der Fall, da im weiteren Text eine neutrale Anrede gewählt wird.
Im Englischen sind die Berufsbezeichnungen fast immer neutral; es gibt nur wenige Ausnahmen wie etwa im Falle von Schauspielerinnen und Schauspielern (actor/actress). Manchmal wird daher auch explizit das Adjektiv male bzw. female hinzugefügt, um auszudrücken, ob ein Mann oder eine Frau für die zu vergebene Stelle gesucht wird.
Das folgende Beispiel zeigt eine auf Englisch verfasste Stellenanzeige einer Firma mit Sitz in Deutschland. Gesucht wird hier ein "Manager for international water projects". Die auch im Deutschen übernommene Berufsbezeichnung "Manager" ist neutral und wendet sich an Männer und Frauen. In dieser Anzeige wird trotzdem nochmals deutlich darauf hingewiesen, dass sich Frauen und Männer angesprochen fühlen dürfen:
Das nächste Beispiel ist eine deutsche Stellenanzeige, in der nach einem "Researcher" gesucht wird. Im Englischen wendet sich diese Berufsbezeichnung ganz klar an beide Geschlechter. Um jedoch deutlich zu unterstreichen, dass sich sowohl Männer als auch Frauen angesprochen fühlen sollen, hat der Inserent hinter den Researcher noch ein "M./W." in Klammern gesetzt:
Während sich englische Berufsbezeichnungen in deutschen Zeitungen überwiegend in Hinblick auf wissenschaftliche oder leitende Positionen finden lassen, treten französische Berufsbezeichnungen vor allem im Bereich der Gastronomie auf. Meistens sind auch die französischen Berufsbezeichnungen an beide Geschlechter gerichtet:
Die Palette der neutralen Anzeigen ist vielfältig und umfangreich. In etlichen Fällen wird dabei eine Kraft, eine Hilfe - beides Abstrakta, die daher keinen Rückschluss auf ein natürliches Geschlecht zulassen - oder ein Profi (zwar ein Maskulinum, es lässt jedoch keine feminine Derivation zu und kann insofern als neutral gewertet werden) gesucht. Auch geschlechtsunspezifische Formulierungen wie Personal oder -leute sind Belege für neutrale Stellenanzeigen.
Auffallend ist bei den neutralen Stellenanzeigen auch das Bemühen um eine durchgehende Neutralität in der gesamten Stellenanzeige. Dies zeigt sich etwa in geschlechtsunspezifischen Anreden. So wird der Bewerber in der Regel nicht direkt angesprochen (Beispiel: Anzeige "kaufmännische Kraft") oder aber er wird persönlich mit der Höflichkeitsform "Sie" angesprochen (Beispiel: Anzeige "Büro- und Schreibkraft").
Andere Anzeigen hingegen zeigen durch Substantivierung Neutralität (Sekretariat, Sachbearbeitung).
Aussagekräftig ist hier auch ein Beispiel für einen "neutralen" strukturellen Aufbau einer Stellenanzeige:
Durch die tabellarische Anordnung des Bewerbungsprofils werden geschlechtsspezifische Formulierungen vermieden.
Die Unterkategorie Angestellte nimmt eine Sonderstellung ein, denn das Genus dieses substantivierten Adjektivs wird erst durch den Artikel bestimmt. Dass das Wort trotz Substantivierung nach wie vor der Adjektivdeklination folgt, zeigt sich auch am Endungswechsel in Abhängigkeit vom Artikel beim Maskulinum (ein Neutrum, bei dem dasselbe Phänomen auftreten würde, wird hier aus naheliegenden Gründen nicht gebildet): cf. der Angestellte vs. ein Angestellter. Entsprechend kann das Wort im Plural kein Genus ausdrücken. Taucht das Substantiv Angestellte nun in einer Stellenanzeige auf, muss man also genau darauf achten, ob es mit oder ohne Artikel, im Singular oder Plural gebraucht wird, oder ob sich aus dem vorausgehenden bzw. nachfolgenden Text Schlüsse auf das Geschlecht der anzustellenden Personen ziehen lassen. Deshalb wurde die Kategorie Angestellte nochmals unterteilt in "neutral", "geschlechtspezifisch" und "unklar". Unter "neutral" wurden dabei nur diejenigen Anzeigen eingeordnet, die explizit beide Geschlechter ansprechen; "unklar" umfasst diejenigen Anzeigen, die zwar neutral sind, dies jedoch nicht explizit deutlich machen.
Die neutrale Form wird durch das Beispiel Steuerfachangestellte/n repräsentiert, denn dort wird darauf geachtet, in der gesamten Anzeige beide Geschlechter anzusprechen.
Eindeutig nur das weibliche Geschlecht wird in der Anzeige PA-Fachangestellten angesprochen. In den letzten beiden Beispielen ist infolge der Adjektivdeklination aus den oben dargelegten Gründen unklar, wer angesprochen wird.
Manche Inserenten gehen nach dem Prinzip vor, zunächst deutlich beide Geschlechter anzusprechen, dann aber in der eigentlichen Berufsbezeichnung sowie im darauffolgenden Text nur noch die männliche Variante der Berufsbezeichnung zu verwenden.
Genau dieses Verfahren wurde von Hans-Heinrich Lieb und Helmut Richter (1990) in ihrem Aufsatz "Zum Gebrauch von Personalbezeichnungen in juristischen Texten" als grundsätzliche Lösung des Problems vorgeschlagen. Sie schlugen vor, in Texten vorab beide Geschlechter anzusprechen, um so sicherzustellen, dass Frauen sich mit gemeint fühlen können, dann aber aus Gründen der Ökonomie mit dem maskulinen Archilexem fortzufahren.
In folgendem Beispiel wird im ersten Teil der Anzeige deutlich gesagt, dass "eine jüngere Dame" oder "ein jüngerer Herr" gesucht wird. Im Fettgedruckten wird dann allerdings nur noch vom (männlichen) Ingenieur und Betriebsassistenten gesprochen. Auch im folgenden Text wird die gesuchte Person mit dem Personalpronomen er bezeichnet:
Für die Autorinnnen dieser Studie stellt sich die Form, bei der beide Genera ausgeschrieben werden, zugleich als die Form dar, die beide Geschlechter gleichberechtigt behandelt und die somit auch benutzt werden sollte. Bei dieser Art der Formulierung wird kein Geschlecht auf ein Kürzel reduziert.
Insgesamt kann man/frau ein recht großes Bemühen erkennen, immer beide Geschlechter einzubeziehen, wenn mitunter auch sehr interessante grammatikalische Formen dabei herauskommen (siehe hierzu auch im Folgenden).
Die Frankfurter Rundschau ist eine überregional, täglich erscheinende Zeitung mit Sitz in Frankfurt. Auffallend ist hier der hohe Anzeigenanteil, der nur an Männer gerichtet ist: es sind 20,14% im Gegensatz zu nur 13,55% Anzeigen, die explizit an Frauen gerichtet sind. Eine nähere Betrachtung der Anzeigen lässt erkennen, dass viele Inserierende dieser beiden Kategorien Bewerber aus Vertretern typischer Männer- bzw. Frauenberufe suchen.
Bemerkenswert ist ein Inserat, das die Frankfurter Rundschau betrifft:
Die Frage nach einer diskriminierenden Tendenz im Bereich der Stellenanzeigen bei dieser Zeitung zwingt sich hier, auch im Kontext der Gesamtauswertung der einzelnen Kategorien und des Eigeninserats, geradezu auf. Hinzu kommt, dass bei den explizit männlichen Stellenanzeigen häufig Arbeitsplätze in gehobenen Positionen zu besetzen sind (Ingenieure, Techniker), während bei den explizit für Frauen ausgeschriebenen Stellen Zimmermädchen, Schreibkräfte oder "Frühstücksfrauen" (sic!), Kellnerinnen und Serviererinnen, Verkäuferinnen, Spülerinnen, aber auch weibliche Bedienungen für Clubs und Bars sowie Küchenhilfen gesucht werden. Der hohe Anteil von Anzeigen für ungelernte Arbeitskräfte ist dabei deutlich erkennbar.
Frankfurter Rundschau 2244 = 100%
Nur Männer |
Nur Frauen |
Schrägstrich -/in |
Klammer -(in) |
Großes I -In |
(m/w) in Klammern |
-mann/-frau |
|
452 20,14% |
304 13,55% |
605 26,96% |
92 4,10% |
70 3,12%
|
Archilexem F 22 0,98%
|
Archilexem M 94 41,19% ____________ neutral 14 0,62% |
12 0,5% |
Uneinheitlich |
Besonderheiten, Grammatika- |
Beide Formen ausgeschrieben Meister/ |
Fremdsprachen
Englisch | Französisch |
Neutral |
Männliches Archilexem in der Berufs- |
|||
Personal, Leute, Kraft, Profi, Hilfe usw. |
Angestellte |
|||||||
14 0,62% |
25 1,11% |
72 3,21% |
69 3,07% |
6 0,26% |
320 14,26% |
neutral 11 0,49% |
geschlechtsspezifisch 4 0,17% unklar 2 0,09% |
33 1,47% |
Die Süddeutsche Zeitung ist ein Beispiel für eine überregionale Tageszeitung aus München. Die meisten Stellenangebote beziehen sich auf ganz Deutschland, es gibt aber auch einen regionalen Stellenangebotsteil.
Insgesamt wurden 5332 Stellenangebote ausgewertet. Bei dem Ergebnis der Auswertung fällt auf, dass die Anzeigen, die nur Frauen, und diejenigen, die nur Männer ansprechen, sich prozentual sehr ähneln: 12,09% vs. 13,09%. Die mit Abstand meisten Firmen wählten, - in 39,21% aller Anzeigen - die Schrägstrich-Form -/in, um beide Geschlechter anzusprechen. Danach folgt mit deutlichem Abstand die neutrale Form und die Kategorie (m/w) in Klammern. Alle anderen Kategorien können als Sonderformen betrachtet werden, da ihr Anteil sehr gering ist.
Ca. 25 % aller Anzeigen sprechen nur ein Geschlecht an, fast 40% sprechen mit der Schrägstrich-Form -/in beide Geschlechter an.
Süddeutsche Zeitung 5332 = 100%
Nur Männer |
Nur Frauen |
Schrägstrich -/in |
Klammer -(in) |
Großes I -In |
(m/w) in Klammern |
-mann/-frau |
|
698 13,09% |
645 12,09% |
2091 39,21% |
159 2,98% |
58 1,08% |
Archilexem F 18 0,33% |
Archilexem M 369 6,9% ____________ neutral 56 1,05% |
103 1,93% |
Uneinheitlich |
Besonderheiten, Grammatika- |
Beide Formen ausgeschrieben Meister/ |
Fremdsprachen
Englisch | Französisch |
Neutral |
Männliches Archilexem in der Berufs- |
|||
Personal, Leute, Kraft, Profi, Hilfe usw. |
Angestellte |
|||||||
22 0,4% |
43 0,8% |
100 1,87% |
337 6,3% +(m/w) 107 2% |
8 0,15% |
408 7,65% |
neutral 58 1,08% |
geschlechtsspezifisch 15 0,28% unklar 17 0,31% |
63 1,18% neutral 44 0.82% |
Die Zeit ist eine bundesweit wöchentlich erscheinende Zeitung mit Sitz in Hamburg.
Bei den Stellenanzeigen ist auffällig, dass Die Zeit im Gegensatz zu anderen untersuchten Zeitungen wenig Kleinanzeigen und besonders viele Großanzeigen aufweist (in drei untersuchten Ausgaben fanden sich nur insgesamt 705 Anzeigen), die sich vor allem an Adressaten in gehobenen und leitenden Positionen (Forschung, Management u.a.) richten und die häufig auch ein abgeschlossenes Studium voraussetzen. Die Stellenanzeigen spiegeln auf diese Weise den Leserkreis wider.
Die Zeit weist von allen untersuchten Zeitungen die größte Anzahl neutraler Formulierungen auf. Zwar liegt der Anteil der Anzeigen, die nur Männer ansprechen, mit 3,4% immer noch leicht über dem Anteil, der nur Frauen anspricht (2,55%), im Vergleich aber etwa zur Frankfurter Rundschau (20,14% männer-, 13.55% frauenspezifische Anzeigen) sind diese beiden Kategorien relativ ausgeglichen. Auffallend ist der hohe Anteil an Stellenangeboten, die beide Geschlechter ansprechen, und somit ein Bemühen um Neutralität aufweisen. Dies zeigt sich abermals gerade im Vergleich zu anderen Zeitungen. Der Anteil der Anzeigen in der Kategorie -/in liegt beispielsweise im Gegensatz zur Frankfurter Rundschau (26,96 %) oder zum Osnabrücker Sonntagsblatt (9,11%) bei 43,4%. Aber auch in der prozentualen Verteilung der einzelnen Kategorien innerhalb der Zeit zeigt sich die Neutralität der Anzeigen.
Diskriminierende geschlechtsspezifische Anzeigen, die nur Männer bzw. Frauen ansprechen, sind hier verschwindend gering, während der Anteil der neutral formulierten Stellenanzeigen deutlich überwiegt. So liegt der prozentuale Anteil in der Kategorie, die beide Geschlechter anspricht (Meister/Meisterin), bei 27,66% und übertrifft damit alle anderen untersuchten Zeitungen, deren Anteil durchgehend unter 5% bleibt. Uneinheitliche und unklare Anzeigen oder geschlechtsspezifische Anzeigen im Bereich der Kategorie "Angestellte" und solche der Kategorie "Männliches Archilexem in der Berufsbezeichnung, vorher jedoch neutrale Benennung " lassen sich hingegen nicht nachweisen.
Und hier noch ein kleiner "Leckerbissen" aus feministischer Sicht:
Zwar werden hier zunächst Männer mit angehängtem (m/w) angesprochen, eine Form, die für Die Zeit sehr ungewöhnlich ist, der Anteil liegt nur bei 0,14%; allerdings werden sie hier auch "nur" als Unterstützung und Vertretung für die Kontrollstellenleiterin gesucht.
Die Zeit 705 = 100%
Nur Männer |
Nur Frauen |
Schrägstrich -/in |
Klammer -(in) |
Großes I -In |
(m/w) in Klammern |
-mann/-frau |
|
24 3,40% |
18 2,55% |
306 43,40% |
21 2,98% |
9 1,28%
|
Archilexem F
|
Archilexem M 1 0,14% __________ neutral |
|
Uneinheitlich |
Besonderheiten, Grammatika- |
Beide Formen ausgeschrieben Meister/ |
Fremdsprachen
Englisch | Französisch |
Neutral |
Männliches Archilexem in der Berufs- |
||
Personal, Leute, Kraft, Profi, Hilfe usw. |
Angestellte |
||||||
|
4 0,56% |
195 27,66% |
53 7,52% |
|
68 9,65% |
neutral 2 0,28% |
|
Das Hamburger Abendblatt ist ebenfalls eine überregionale Tageszeitung, hat aber auch einen regionalen Teil für Hamburg und Umgebung. Die Zahl der untersuchten Stellenangebote beläuft sich auf 1346. Auch beim Hamburger Abendblatt liegen die Kategorien "nur Männer" und "nur Frauen" relativ dicht beieinander: 17,2% vs. 16,3%. Mit knapp 1% Unterschied entspricht dies ziemlich genau dem Befund in der Süddeutschen Zeitung. Insgesamt liegen die Stellenangebote, die nur ein Geschlecht ansprechen, bei immerhin 33,5%. Dies ist die zweithöchste Prozentzahl bei den überregionalen Zeitungen. Ansonsten ist die Schrägstrich-Form -/in die meistgebrauchte Kategorie, um beide Geschlechter anzusprechen: fast 40% der Anzeigen nutzen diese Möglichkeit. Die restlichen Formen liegen alle unter 10%.
Hamburger Abendblatt 1346 = 100%
Nur Männer |
Nur Frauen |
Schrägstrich -/in |
Klammer -(in) |
Großes I -In |
(m/w) in Klammern |
-mann/-frau |
|
231 17,2% |
220 16,3% |
531 39,4% |
43 3,2% |
9 0,6% |
Archilexem F 4 0,29% |
Archilexem M 46 3,4% ______________ neutral 13 0,96% |
5 0,3% |
Uneinheitlich |
Besonderheiten, Grammatika- |
Beide Formen ausgeschrieben Meister/ |
Fremdsprachen
Englisch | Französisch |
Neutral |
Männliches Archilexem in der Berufs- |
|||
Personal, Leute, Kraft, Profi, Hilfe usw. |
Angestellte |
|||||||
7 0,5% |
5 0,37% |
30 2,2% |
21 1,5% +(m/w) 6 0,4% |
8 0,58% |
130 9,6% |
neutral 22 1,6% |
geschlechtsspezifisch 2 0,14% unklar 6 0,4% |
8 0,58% neutral 6 0.4% |
Die Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ) gilt als regionale Zeitung und wird insbesondere in der Stadt Osnabrück sowie deren Umland gelesen. Es wurden die Stellenangebote von vier Samstagsausgaben der NOZ (vom 15.4., 29.4., 6.5. und 13.5.2000) untersucht, insgesamt 1259 Anzeigen.
Sehr auffällig ist, dass ein Großteil der Stellenanzeigen, nämlich 36,6%, explizit an Männer gerichtet ist. Frauen werden mit nur 12,4% eher seltener direkt adressiert. Um Männer sowie Frauen anzusprechen, wird besonders häufig die Schrägstrich-Variante verwendet - sie tauchte in den vier NOZ-Ausgaben insgesamt 360 mal auf (28,6%). Weiterhin lässt sich mit nur 3,2% ein recht seltener Gebrauch von Klammern beobachten.
Überraschenderweise ließ sich fast keine Verwendung von großem 'I' feststellen: in 1259 Anzeigen taucht eine solche Anwendung lediglich zweimal auf. Relativ häufig werden dagegen neutrale Begriffe wie etwa Fachkraft oder Personal verwendet, die immerhin in 12% der Anzeigen auftreten. Die neutrale Kombination Damen + Herren tritt insgesamt zweimal auf. Bei Formulierungen mit m/w in Klammern wird meistens die maskuline Berufsbezeichnung vorangestellt (3,25%), während die feminine Berufsbezeichnung in nur 0,4% der Anzeigen vorangestellt wird. Insgesamt 18 mal (1,43%) konnte die ausgeschriebene Form der maskulinen sowie der femininen Berufsbezeichnung beobachtet werden.
Fremdsprachliche Berufsbezeichnungen treten in der Neuen Osnabrücker Zeitung eher selten auf. Insgesamt konnten lediglich sechs englische (0,5%) und drei französische (0,24%) Berufsbezeichnungen in den 1259 Stellenanzeigen verzeichnet werden.
Stellenanzeigen unter den Rubriken "Mischanzeigen", "Besonderheiten" oder "Unklarheiten" treten in der NOZ kaum auf.
Abschließend läßt sich sagen, dass das auffälligste Merkmal der NOZ die häufige Anrede der Männer ist. In den Stellenanzeigen werden Männer ungefähr dreimal so oft gesucht wie Frauen. Es wäre zu überlegen, ob, und wenn ja inwiefern dieser Befund damit zusammenhängt, dass es sich hier um eine regionale Zeitung handelt.
Neue Osnabrücker Zeitung 1259 = 100%
Nur Männer |
Nur Frauen |
Schrägstrich -/in |
Klammer -(in) |
Großes I -In |
(m/w) in Klammern |
-mann/-frau |
|
461 36,6 % |
156 12,4 % |
360 28,6 % |
40 3,2 % |
2 0,16 % |
Archilexem F 5 0,4 % |
Archilexem M 41 3,25 % ___________ neutral |
2 0,16 % |
Uneinheitlich |
Besonderheiten, Grammatika- |
Beide Formen ausgeschrieben Meister/ |
Fremdsprachen
Englisch | Französisch |
Neutral |
Männliches Archilexem in der Berufs- |
||
Personal, Leute, Kraft, Profi, Hilfe usw. |
Angestellte |
||||||
3 0,24 % |
2 0,16 % |
18 1,43 % |
6 0,5 % |
3 0,24 % |
150 11,9 % |
neutral 2 0,16 % |
2 0,16 % |
Der Westfälische Anzeiger ist eine regionale Zeitung der Stadt Hamm in Nordrhein- Westfalen. Hier wurden insgesamt 174 Anzeigen durchgesehen.
Beim Westfälischen Anzeiger wie auch den anderen regionalen Zeitungen fällt auf, dass viel weniger Kategorien im Gebrauch sind als bei den überregionalen Zeitungen. Darüber hinaus ist auch sehr auffällig, dass immerhin 40% aller Anzeigen nur an Männer gerichtet sind gegenüber 13%, die sich nur an Frauen wenden. Damit wenden sich weniger als 50% an beide Geschlechter. Man kann hier von einer deutlichen Diskriminierung sprechen, denn wenn es bei den überregionalen Zeitungen zumindest von den Zahlen her eine vergleichbar hohe Diskriminierung von Männern und Frauen gab, werden hier eindeutig den Männern viel mehr Jobs angeboten als den Frauen.
Die häufigste Form beide Geschlechter anzusprechen ist bei der Westfälischen Zeitung die neutrale Kategorie mit 17,2% gefolgt von der Schrägstrich-Form mit 14,9%.
Westfälischer Anzeiger 174 = 100%
Nur Männer |
Nur Frauen |
Schrägstrich -/in |
Klammer -(in) |
Großes I -In |
(m/w) in Klammern |
-mann/-frau |
|
70 40,22% |
23 13,2% |
26 14,9% |
10 5,7% |
|
Archilexem F |
Archilexem M 4 2,29% _____________ neutral 1 0,6% |
1 0,6% |
Uneinheitlich |
Besonderheiten, Grammatika- |
Beide Formen ausgeschrieben Meister/ |
Fremdsprachen
Englisch | Französisch |
Neutral |
Männliches Archilexem in der Berufs- |
||
Personal, Leute, Kraft, Profi, Hilfe usw. |
Angestellte |
||||||
|
2 1,14% |
3 1,72% |
|
|
30 17,2% |
neutral 4 2,29% |
|
Die Cellesche Zeitung ist ebenfalls eine regionale Tageszeitung. Exemplarisch wurde die Ausgabe vom 29.4.2000 durchgesehen, in der 98 Anzeigen enthalten waren.
Die Cellesche Zeitung weicht insofern von untersuchten regionalen Zeitungen ab, als hier die Kategorien "Nur Männer" und "Nur Frauen" relativ dicht beieinander liegen. Bei den anderen regionalen Zeitungen war die Zahl der Anzeigen, die sich nur an Männer wandten, zum Teil doppelt so hoch wie die der Anzeigen, die sich nur an Frauen richteten; hier liegt der Unterschied aber nur bei ca. 3%. Insgesamt werden 39,72% aller Anzeigen nur an ein Geschlecht gerichtet.
Der Schrägstrich wurde mit 29,59% am häufigsten verwendet, um Männer und Frauen zu berücksichtigen, dann folgt mit 15,3% die neutrale Form wie Personal etc. Alle anderen Kategorien wurden kaum oder gar nicht gewählt.
Cellsche Zeitung 98 = 100%
Nur Männer |
Nur Frauen |
Schrägstrich -/in |
Klammer -(in) |
Großes I -In |
(m/w) in Klammern |
-mann/-frau |
|
21 21,42% |
18 18,3% |
29 29,59% |
3 3,06% |
|
Archilexem F |
Archilexem M 4 4,08% ____________ neutral |
|
Uneinheitlich |
Besonderheiten, Grammatika- |
Beide Formen ausgeschrieben Meister/ |
Fremdsprachen
Englisch | Französisch |
Neutral |
Männliches Archilexem in der Berufs- |
||
Personal, Leute, Kraft, Profi, Hilfe usw. |
Angestellte |
||||||
|
4 4,68% |
4 4,68% |
|
|
15 15,3% |
|
|
Im Rahmen der kleineren regionalen Zeitungen sind zwei Ausgaben der ON am Mittwoch (vom 19.4. und 10.5.2000) und zwei Ausgaben des Osnabrücker Sonntagsblattes (vom 23.4. und 30.4.2000) untersucht worden. Beide erscheinen wöchentlich.
Die beiden Ausgaben der ON am Mittwoch umfassten 71 Stellenanzeigen, von denen fast die Hälfte ausschließlich an Männer gerichtet war (47,9%). Nur ungefähr ein Viertel der Angebote (22,5%) richtet sich direkt an Frauen. Vergleichsmäßig häufig werden neutrale Begriffe wie "Kraft" oder "Leute" verwendet - diese machen immerhin 18,3% aus. In den 71 Anzeigen wird lediglich viermal die Schrägstrich-Variante, einmal die Klammer, zweimal m/w und einmal die ausgeschriebene Version beider Berufsbezeichnungen verwendet.
Im Osnabrücker Sonntagsblatt fanden sich lediglich 14 Stellenangebote. Hiervon waren sechs Anzeigen an Männer gerichtet und vier mit der Schrägstrich-Form an beide Geschlechter. Den anderen vier Anzeigen lässt sich kein Adressat entnehmen. Sie sind deshalb in der Tabelle nicht berücksichtigt.
Ähnlich wie in der NOZ werden auch in diesen beiden kleineren regionalen Zeitungen überwiegend Männer angesprochen.
ON am Mittwoch 71 = 100%
Nur Männer |
Nur Frauen |
Schrägstrich -/in |
Klammer -(in) |
Großes I -In |
(m/w) in Klammern |
-mann/-frau |
|
34 47,9 % |
16 22,5 % |
4 5,6 % |
1 1,4 % |
|
Archilexem F |
Archilexem M 1 1,4 % ____________ neutral 1 1,4 % |
|
Uneinheitlich |
Besonderheiten,Grammatika- |
Beide Formen ausgeschrieben Meister/ |
Fremdsprachen
Englisch | Französisch |
Neutral |
Männliches Archilexem in der Berufs- |
||
Personal, Leute, Kraft, Profi, Hilfe usw. |
Angestellte |
||||||
|
|
1 1,4 % |
|
|
13 18,3 % |
|
|
Osnabrücker Sonntagsblatt 14 = 100%
Nur Männer |
Nur Frauen |
Schrägstrich -/in |
Klammer -(in) |
Großes I -In |
(m/w) in Klammern |
-mann/-frau |
|
6 42,9% |
|
4 28,6% |
|
|
Archilexem F |
Archilexem M ____________ neutral |
|
Uneinheitlich |
Besonderheiten, Grammatika- |
Beide Formen ausgeschrieben Meister/ |
Fremdsprachen
Englisch | Französisch |
Neutral |
Männliches Archilexem in der Berufs- |
||
Personal, Leute, Kraft, Profi, Hilfe usw. |
Angestellte |
||||||
|
|
|
|
|
|
|
|
Interessantes hat die Analyse einzelner ausgewählter Fachzeitschriften erbracht. Untersucht werden hier die bundesweit wöchentlich erscheinende Deutsche Apotheker Zeitung (DAZ) und die überregionale, monatlich erscheinende Bankinformation. Die Tatsache, dass es sich hierbei um Fachzeitschriften handelt, die zudem auch nur wöchentlich bzw. monatlich erscheinen, erklärt die geringe Gesamtanzahl der zugrundeliegenden Stellenanzeigen (zwei Ausgaben der Bankinformation mit insgesamt 32 Stellenanzeigen, drei Ausgeben der DAZ mit insgesamt 94 Inseraten). Dennoch lassen sich auch hier bestimmte Tendenzen in Bezug auf ein geschlechtsspezifisches Ausschreiben von Stellenanzeigen nachweisen.
Die DAZ richtet sich an den Bereich der Pharmazie im weitesten Sinne. Hierzu gehören Universitäten mit pharmazeutischen oder naturwissenschaftlichen Fakultäten, die pharmazeutische Industrie, Institute des Faches im weitesten Sinne, Schulen, die pharmazeutisches Personal ausbilden. Die hauptsächliche Zielgruppe bilden jedoch die Apotheken mit ihrem gesamten pharmazeutischen Personal, denn vorrangiges Ziel der Zeitung ist dessen Fortbildung und Information.
Auffallend im Zusammenhang mit der hier vorgelegten Untersuchung ist bei der DAZ zunächst der Titel der Zeitung selbst: Deutsche Apotheker Zeitung. Bereits im Namen wird hier also eine männliche Berufsbezeichnung benutzt. Dies ist deshalb besonders bemerkenswert, da die absolute Mehrheit des pharmazeutischen Personals, besonders Apothekerinnen und PTAs, weiblich ist (auch die etwa 50%ige Beteiligung selbständiger Apotheker sollte hierüber nicht hinweg täuschen). Dementsprechend richten sich auch 19,5% der Stellenanzeigen explizit an Frauen, während sich nicht eine Anzeige ausdrücklich nur an Männer richtet.
Hervorzuheben ist außerdem der Gebrauch der Berufsbezeichnung PTA als Abkürzung für den Beruf der Pharmazeutisch-Technischen Assistentin (Assistenten kommen in der Praxis kaum vor). Die Abkürzung PTA wird durchweg neutral gebraucht. Dies machen z.B. auch die Stellenanzeigen in der Frankfurter Rundschau deutlich, wo für die "verwandten" Berufe der BTA, MTA und CTA Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter gesucht und bei der die Abkürzungen ebenfalls neutral eingesetzt wurden. In den gleichen Anzeigen werden aber auch eine Laborant/in, Arzthelferin und Krankenschwester gesucht. Die Verwendung der movierten Form auf -in bzw. den geschlechtsspezifischen Begriff Krankenschwester macht die Neutralität der zuvor benutzten Kürzel nochmals deutlich. Daraus, dass der größte Teil des pharmazeutischen Personals den Beruf der PTA ausübt, erklärt sich auch der hohe Anteil neutral formulierter Stellenanzeigen in der DAZ.
Deutsche Apotheker Zeitung 94 = 100%
Nur Männer |
Nur Frauen |
Schrägstrich -/in |
Klammer -(in) |
Großes I -In |
(m/w) in Klammern |
-mann/-frau |
|
18 19,15% |
27 28,72% |
25 26,59% |
|
Archilexem F |
Archilexem M ___________ neutral |
Uneinheitlich |
Besonderheiten, Grammatika- |
Beide Formen ausgeschrieben Meister/ |
Fremdsprachen
Englisch | Französisch |
Neutral |
Männliches Archilexem in der Berufs- |
||
Personal, Leute, Kraft, Profi, Hilfe usw. |
Angestellte |
||||||
1 1,06% |
1 1,06% |
2 2,13% |
|
|
20 21,28% |
|
|
Die Zeitung Bankinformation ist ebenfalls eine Fachzeitung, die der Weiterbildung und Information aller Angestellten von Geldinstituten dient.
Während sich die Geschlechterverteilung bei den Mitarbeitenden in Banken insgesamt relativ gleichmäßig verteilt, zeigt die Analyse der Stellenanzeigen in der Bankinformation das genaue Gegenteil. Es werden insbesondere Männer angesprochen. Die Kategorie "Archilexem M" ist mit 9,37%, die Kategorie "Männliches Archilexem in der Berufsbezeichnung, vorher jedoch neutrale Benennung " mit 15,63% verteten; zusammen ergibt sich eine recht deutliche Ausrichtung auf Männer.
Des Weiteren war hier auffallend, dass explizit keine Frauen angesprochen wurden, und dass die Stellenanzeigen in der Kategorie "nur Männer" sich ausschließlich auf Führungspositionen (Bankdirektoren, Vorstandsvorsitzende) innerhalb des Bankfachs bezogen.
Bankinformation 32 = 100%
Nur Männer |
Nur Frauen |
Schrägstrich -/in |
Klammer -(in) |
Großes I -In |
(m/w) in Klammern |
-mann/-frau |
|
3 9,37% |
|
17 53,13% |
|
|
Archilexem F
|
Archilexem M 3 9,37% __________ neutral |
2 6,25% |
Uneinheitlich |
Besonderheiten, Grammatika- |
Beide Formen ausgeschrieben Meister/ |
Fremdsprachen
Englisch | Französisch |
Neutral |
Männliches Archilexem in der Berufs- |
||
Personal, Leute, Kraft, Profi, Hilfe usw. |
Angestellte |
||||||
|
|
|
|
|
2 6,25% |
|
5 15,63% |
Wegen des immens großen Angebots an Stellenanzeigen im Internet ist es im Rahmen dieser Untersuchung nicht möglich, auch nur annähernd eine Art Statistik zu erstellen. An dieser Stelle kann daher lediglich ein allgemeiner Eindruck wiedergegeben werden, der an ausgewählten Beispiele verdeutlicht werden soll.
Es gibt generell zwei Möglichkeiten, im Internet nach einem Job zu suchen. Man kann entweder verschiedene Kategorien wie Bankwesen, Marketing, Pädagogische Berufe oder Öffentlichkeitsarbeit "anklicken" und sich dort die aufgelisteten Stellenangebote ansehen. Meistens hat man aber auch die Möglichkeit, seine eigenen Wünsche wie Anstellungsart, Berufsfeld, Sitz der Firma usw. anzugeben und daraufhin die auf sich "zugeschnittenen" Berufsangebote zu betrachten.
Auf der Web-Seite www.arzt-stellenanzeigen.de lautet die Überschrift: "Stellenangebote für Ärztinnen und Ärzte". Hier wird die feminine Berufsbezeichnung vorangestellt. Von 27 Angeboten für Allgemeinmedizin sind jedoch nur zwei direkt an Frauen gerichtet. In 14 Angeboten wird nach einem Mann gesucht. Neun Stellenangebote richten sich mittels Schrägstrich an beide Geschlechter, und zweimal wird der neutrale Begriff "Stelle" verwendet. Hier lässt sich insgesamt also eine deutliche Dominanz der Männer feststellen.
Unter der Web-Adresse www.stellenseite.de wurden 71 Stellenangebote aus dem Bereich "Technische Berufe" untersucht. In 36 Angeboten wird explizit nach einem Mann gesucht, während in der anderen Hälfte der Anzeigen Männer sowie Frauen angesprochen werden. Hierbei werden Schrägstriche, Klammern und m/w ebenso wie neutrale Begriffe ("Technical Support") gebraucht. Wieder lässt sich eine deutliche Überlegenheit der Männer verzeichnen, was allerdings im Berufsfeld der technischen Berufe nicht allzu überraschend ist.
Um herauszufinden, ob und wenn ja inwieweit Frauen bei Stellenanzeigen im Internet benachteiligt werden, wäre eine weitaus tiefergehendere Nachforschung nötig. An dieser Stelle kann daher lediglich festgestellt werden, dass Männer bei Stellenangeboten im Internet ganz ähnlich wie bei Stellenangeboten in Zeitungen oft bevorzugt zu werden scheinen. Daraus könnte man die Vermutung ableiten, dass sich das Internet in dieser Hinsicht nicht von den Printmedien unterscheidet.
Wenn man das Gesamtergebnis aller Zeitungen betrachtet, so fällt auf, dass der Schrägstrich nicht nur die am häufigsten gewählte Art ist, beide Geschlechter anzusprechen, sondern sie ist auch mit 35,18% die am häufigsten verwendete Form überhaupt. Demgegenüber sprechen fast 30% aller Anzeigen nur ein Geschlecht an; dabei sind insgesamt mehr Angebote für Männer vorhanden, denn 17,59% der Inserate richten sich nur an Männer, während nur 12,47% sich ausschließlich an Frauen wenden. Mit einer Ausnahme machen alle anderen Kategorien überraschenderweise jeweils nicht mehr als 5% aus. Die Ausnahme bildet die Kategorie "Neutral" mit Begriffen wie Personal, Leute, Kraft usw., die immerhin 10,26% ausmacht.
Verschwindend gering ist der Anteil des großen I: nur 1,3%. Selbst die Kategorie "Beide Formen ausgeschrieben" tritt mit 4,38% mehr als dreimal so häufig auf, obwohl diese Form weitaus platzraubender ist, was ja für die Inserierenden schon aus finanziellen Gründen auch eine Rolle spielen dürfte.
Vergleicht man die drei Typen von Zeitungen, die untersucht wurden, wird zunächst der erhebliche Unterschied zwischen der Männer- und Frauenkategorie deutlich. Während Männer in Stellenanzeigen der regionalen Zeitungen nahezu dreimal so oft wie Frauen gesucht werden, so ist die Zahl der angesprochenen Männer und Frauen in den überregionalen Zeitungen nahezu gleich. An Frauen gerichtete Inserate erscheinen regional wie auch überregional fast mit der gleichen Prozentzahl, während an Männer gerichtete Anzeigen regional gesehen mehr als doppelt so häufig zu finden sind. Dass die Anzahl der an Frauen gerichteten Anzeigen bei den Fachzeitschriften so hoch liegt, ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf die Auswahl derselben zurückzuführen (siehe oben).
Bei allen Zeitungen ist die Schrägstrich-Variante die gebräuchlichste Art, beide Geschlechter anzusprechen, aber nur bei den überregionalen Zeitungen sowie bei den Fachzeitschriften ist dies die insgesamt am meisten verwendete Kategorie.
Ein weiterer auffälliger Punkt ist, dass die Klammer-Variante bei den Fachzeitschriften mit 19,84% sehr viel häufiger auftaucht als in den anderen Zeitungen. Die übrigen Kategorien weisen keine weiteren hervorstechenden Merkmale auf.
Gesamtergebnis
Gesamt |
Nur Männer |
Nur Frauen |
Schrägstrich -/in |
Klammer -(in) |
Großes I -In |
(m/w) in Klammern |
-mann/-frau |
||
11369 = 100% |
2000 17,59% |
1418 12,47% |
4000 35,18% |
394 3,46% |
148 1,3% |
Archilexem F 49 0,43% |
Archilexem M 565 4,96% |
neutral 29 0,25% |
125 1,09% |
Gesamt |
Uneinheitlich |
Besonderheiten, |
Beide Formen ausgeschrieben Meister/ |
Fremdsprachen
Englisch | Französisch |
Neutral |
Männliches Archilexem in der Berufs- |
||||||
Personal, Leute, Kraft, Profi, Hilfe usw. |
Angestellte |
|||||||||||
11369 = 100% |
47 0,41% |
86 0,75% |
498 4,38% |
486 4,27% |
+(m/w)
113 ,99% |
28 0,24% |
1167 10,26% |
neutral
99 0,87% |
geschlechts-
0,18% |
unklar
25 0,21% |
111 0,97% |
neutral
50 0,43% |
Gesamt |
Nur Männer |
Nur Frauen |
Schrägstrich -/in |
Klammer -(in) |
Großes I -In |
(m/w) in Klammern |
-mann/-frau |
||
Regionale Überregionale Fachzeitschriften |
592 1405 3 |
213 1187 18 |
423 3533 44 |
54 315 25 |
2 146 / |
Archilexem F 5 44 / |
Archilexem M 50 512 3 |
neutral 2 27 / |
3 120 2 |
Gesamt Zeitungen |
Uneinheitlich |
Besonderheiten, |
Beide Formen ausgeschrieben Meister/ |
Fremdsprachen
Englisch | Französisch |
Neutral |
Männliches Archilexem in der Berufsbezeichnung, vorher jedoch neutrale Benennung |
||||||
Personal, Leute, Kraft, Profi, Hilfe usw. |
Angestellte |
|||||||||||
Regionale 1616 = 100% Überregionale 9627 = 100% Fachzeit-schriften |
3 43 1 |
8 77 1 |
27 469 2 |
6 480 / |
+(m/w) / 113 / |
3 25 / |
219 926 22 |
neutral 6 93 / |
geschlechts-
21 / |
unklar / 25 / |
2 104 5 |
neutral / 50 / |
Beim Kategorisieren der insgesamt 11396 Anzeigen sind einige Stellenanzeigen unter "Besonderheiten" eingeordnet worden, von denen hier nun einige ausgewählte Beispiele vorgestellt werden sollen. Zum einen sind dies inhaltlich sehr interessante Anzeigen, aber auch solche, die in formaler Hinsicht von den anderen abweichen.
Darüber hinaus haben sich einige auffällige Aspekte ergeben, die vor allem die Frage betreffen, welche Jobs eher nur für Männer bzw. nur für Frauen angeboten werden. Da aber selbst bei einem an und für sich ja umfangreichen Corpus von 11396 Anzeigen noch Schwierigkeiten bestehen, wenn man zusätzlich nach Berufszweigen, relativer Stellung innerhalb der Berufe etc. unterscheiden will, wurde dies nicht statistisch untersucht, sondern es werden nur Eindrücke wiedergegeben.
Obwohl sich in obiger Anzeige durch die doppelte Schrägstrich-Form durchaus ein Bemühen erkennen lässt, Männern sowie Frauen gerecht zu werden, so fällt doch sofort auf, dass hier ein grammatischer Fehler vorliegt. Zumindest fehlt hier der weibliche Genitivartikel der. So könnte man lesen:
Wir suchen daher für die Funktion des Medizinproduktberaterin eine motivierte Akademikerin.
Oder auch:
Wir suchen daher für die Funktion des Medizinproduktberaters einen motivierten Akademiker.
Auf den ersten Blick scheint die doppelte Schrägstrich-Variante eher verwirrend, und es bleibt fraglich, ob diese komplizierte Schreibweise auch wirklich ihren Zweck erfüllt.
Die Anzeige "Dipl.-Ing." wirft die Frage auf, ob Abkürzungen in Stellenanzeigen wirklich von Vorteil sind. Man könnte annehmen, dass hier sowohl der männliche Diplom-Ingenieur als auch die weibliche Diplom-Ingenieurin angesprochen wird - aber wird sie das wirklich?
In diesem Anzeigenbeispiel soll durch Verwendung des großen I scheinbar der Mann wie auch die Frau angesprochen werden. In der Tat wird hier jedoch nur die Frau angesprochen, denn die männliche Form dieses Berufes lässt sich hier nicht erkennen: wo bleibt der Logopäde?
Bei der hier dargestellten Auswertung konnten einige wichtige Aspekte nicht berücksichtigt werden, die zu untersuchen sich ebenfalls gelohnt hätte. Es wäre zum Beispiel aufschlussreich gewesen, in die Statistik mit einzubeziehen, welche Berufe nur für Männer bzw. nur für Frauen ausgeschrieben werden (cf. Oldenburg 1998) und dabei zu überlegen, ob sich daraus bestimmte Tätigkeitsfelder, Vorerwartungen, Stereotype ableiten lassen. Unser Eindruck ist, dass für technische, handwerkliche und vor allem auch führende Positionen eher Männer angesprochen werden. Wenn Anzeigen hingegen direkt an Frauen adressiert werden, handelt es sich meist um Berufe, die Hilfstätigkeiten betreffen, oder solche, die ohnehin als typisch weiblich aufgefasst werden wie z. B. Putzfrau, Krankenschwester oder Sekretärin. Auch werden Frauen eher in Kleinanzeigen, Männer eher in Großanzeigen gesucht.
Insgesamt lässt sich jedoch ein großes Bemühen der Arbeitgeber feststellen, in ihren Stellenangeboten beide Geschlechter zu berücksichtigen - dies vor allem in den überregionalen Zeitungen.
Bei der Wahl der geeigneten Form, um beide Geschlechter zur Bewerbung aufzufordern, haben sich zahlreiche Varianten gefunden, die mehr oder weniger weit verbreitet sind. Aus unserer Sicht stellt die ausgeschriebene Form mit der maskulinen wie der femininen Berufsbezeichnung die "gerechteste" Variante dar, denn hierbei tritt keine Person als Kürzel auf.
1 Der Vertrauensschaden umfasst alle Nachteile, die der Betreffende durch sein Vertrauen auf den Bestand des Rechtsgeschäfts erlitten hat. Er betrifft jedoch nicht den entgangenen Gewinn, in diesem Fall also das nicht begründete Arbeitverhältnis. [zurück]
2 Der Begriff wird hier in Anlehnung an die beispielsweise von Kalverkämper (1979) vertretene Auffassung verwendet, dass es sich beim Gebrauch eines Maskulinums wie Kunde zur Bezeichnung einer Frau um einen Fall von Neutralisation handle. Wie bei Tag/Nacht (acht Tage impliziert auch Nächte) übernehme daher das Maskulinum als Archilexem die Funktionen beider Lexeme. [zurück]
Bernroitner, Anita (1998) "Sprachliche Geschlechterdiskriminierung in Stellenanzeigen am Beispiel einer dänischen und einer österreichischen Zeitung". http://frauenweb.at/publikationen/html/Ber98.html
Freis, Gerhild (1998): "Das Gesetz zur Änderung des Bürgerlichen Gesetzbuchs und des Arbeitsgerichtsgesetzes. Zur Neugestaltung der Haftung des Arbeitgebers bei geschlechtsspezifischer Diskriminierung". Neue Juristische Wochenschrift 38: SP .
Lieb, Hans-Heinrich / Richter, Helmut (1990): "Zum Gebrauch von Personenbeziehungen in juristischen Texten. Stellungnahme anlässlich der Novellierung des Berliner Hochschulgesetzes." Deutsche Sprache 18: .
Oldenburg, Antje (1998): "Von Arzthelferinnen, Bauschlosserinnen und anderen Berufstätigen. Zum Gebrauch von Personenbezeichnungen in Stellenanzeigen." Muttersprache 108: 67-80.