Linguistik online  13, 1/03

de ira

(Berlin)


Wenn rohe Kräfte feindlich sich entzweien
Und blinde Wut die Kriegesflamme schürt,
Wenn sich im Kampfe tobender Parteien
Die Stimme der Gerechtigkeit verliert,
Wenn alle Laster schamlos sich befreien,
Wenn freche Willkür an das Heilge rührt,
Den Anker löst, an dem die Staaten hängen,
Das ist kein Stoff zu freudigen Gesängen!
[Friedrich von Schiller, An Karl Theodor von Dalberg, 25.04.1804; erste Strophe]

"Diese Äußerung im Zorn habe ich als Fehler öffentlich bedauert".

[Jürgen Möllemann, zitiert nach der Berliner Zeitung, Ressort Politik, 07.06.2002]

"Zorn und Wut mischen sich in die Kommentare. Empörung über Jürgen Möllemann."

[Berliner Zeitung, Ressort Politik, 23.09.2002]

"Den Zorn Guido Westerwelles, der sich hintergangen fühlte,
konnten nun auch einige Liberale in Möllemanns Verband verstehen.

[Berliner Zeitung, Ressort Politik, 02.12.2002]

1 Glückliche Verkettung

Im Folgenden versuche ich einige Erklärungen dafür zu liefern, weshalb Wut keinen Stoff zu freudigen Gesängen abgibt, inwiefern Jürgen Möllemann seine Äußerung nicht in Wut, sondern im Zorn tat, wieso er sich trotz Wut, Zorn und Empörung seiner Parteigenossen lediglich den Zorn Guido Westerwelles zuzog und weshalb bestimmte Auffassungen Annaeus Senecas auch heute noch beachtenswert sind.

Aber, aber! wird man, ein Beispiel[1] des mit dieser Festschrift Geehrten verwendend, einzuwerfen geneigt sein: Was für ein Thema zu diesem Anlass! Hierauf sei erwidert: Immerhin (cf. Weydt 1979a; 1979b: 411) haben Glückwünsche etwas mit dem Ausdruck von Gefühlen zu tun; jedenfalls (cf. Weydt 1979b) ist der Beglückwünschte untrennbar mit Partikeln verbunden und diese haben, wie schon Georg von der Gabelentz bemerkte, was wir wiederum durch den Gefeierten wissen, etwas mit dem Ausdruck von Gefühlen zu tun. Ohnehin (cf. Weydt 1983b) unterscheiden sich Wut und Zorn gerade darin, dass wenigstens (cf. Weydt 1979) letzterer auch nach Schiller in einem Geschenk durchaus nicht unangebracht ist:

Doch wenn ein Volk, das fromm die Herden weidet,
Sich selbst genug, nicht fremden Guts begehrt,
Den Zwang abwirft, den es unwürdig leidet,
Doch selbst im Zorn die Menschlichkeit noch ehrt,
Im Glücke selbst, im Siege sich bescheidet,
- Das ist unsterblich und des Liedes wert.
Und solch ein Bild darf ich dir freudig zeigen:
Du kennsts, denn alles Große ist dein eigen.
[Friedrich von Schiller, An Karl Theodor von Dalberg, 25.04.1804; zweite Strophe]

Schließlich (cf. Weydt 1979b) geht es in diesem Beitrag nicht nur um Wut und Zorn, sondern zuvor um generelle Aspekte emotionaler Einstellungen und Szenen.

 

2 Gefühle und Emotionen

Dass alltagssprachig die beiden deutschen Wörter Gefühl und Emotion nicht als Synonyme gelten können, zeigt sich schon an wenigen Beispielen: Gefühl bezeichnet

(1) seelische Empfindungen
(Gefühl von Angst; die Gefühle für meine Angehörigen)
(2) körperliche Wahrnehmungen
(Gefühl von Übelkeit; Gefühl von Hunger; ein kribbelndes Gefühl in den Beinen)
(3) nicht genau erklärbare Ahnungen
(ein Gefühl haben, dass etwas Schlimmes passiert)
(4) die Fähigkeit, etwas durch seelische Empfindung (z.B. in seiner Funktion oder in seinem Wert) zu erfassen
(Sprachgefühl, Rhythmusgefühl, ein Gefühl für eine Sache haben)

Emotion kommt im Deutschen[2] hingegen nur eine (1) entsprechende Bedeutung zu (cf. ?? eine Emotion von Übelkeit; ?? Sprachemotion; ?? kribbelnde Emotionen in den Beinen haben usw.), eine Bedeutung, auf welche auch die Pluralform Gefühle beschränkt ist ( ?? Gefühle von Einsamkeit und Hunger; ?? kribbelnde Gefühle im Magen; ?? Sprachgefühle). Die beiden Wörter Gefühl und Emotion sind alltagssprachig also, entgegen Behauptungen, die manchmal in der Literatur zu finden sind (cf.z.B. Jäger 1988: 37), nicht gleichbedeutend.

Bei Gefühlen im Sinne von (1) handelt es sich um psychische, zentralnervöse wie peripher körperliche Phänomene höherer Lebewesen. Gefühle sind vegetative Begleiterscheinungen, die hormonal vermittelt werden. Sie werden teilweise, jedoch nicht notwendig, im Hinblick auf ihre biologische Prozessualisierung und in funktionaler Hinsicht in Opposition zu (homöostatischen) Trieben expliziert, insbesondere weil sie von der Lerngeschichte eines Individuums abhängig sind, azyklisch (nicht-homöostatisch) sind und (ethologisch-funktional betrachtet) Umweltreize selektieren, das heißt, Wichtiges von Unwichtigem, Angenehmes von Unangenehmem unterscheiden.

Kognitionswissenschaftlich betrachtet stellen Gefühle also eine Kombination dreier Verhaltensebenen dar: der subjektiv-psychologischen, der motorisch-verhaltensmäßigen und der physiologisch-humoralen Ebene. Sie beziehen sich dementsprechend auf komplexe Reaktionsmuster, die in biologischen, medizinischen, psychologischen (affektlogischen), philosophischen, ethologischen, semiotischen usw. Explikationen interdisziplinär erfassbar sind.

Evolutionsgeschichtlich haben sich Gefühle im Zusammenhang mit unterschiedlichen Lebensaufgaben und Überlebensstrategien des Menschen entwickelt. Was für eine bestimmte Klasse von Gefühlen gilt, muss daher nicht notwendig auch auf andere Klassen von Gefühlen zutreffen. Beispielsweise können Vermeidungsgefühle (wie Furcht, Unlust, Feindseligkeit, Ekel) über ganz andere Eigenschaften verfügen als Gefühle, die z.B. der Nachkommenspflege oder der Fortpflanzung dienen, und zwar in allen kognitionswissenschaftlich interessanten Hinsichten: Was ihren neuro-anatomischen Ursprung, ihre Prozessualisierung, ihre semiotische Konzeptualisierung, ihre Kommunikation und ihre Effizienz beim Erreichen von Handlungszielen betrifft. So könnte es nicht nur ein System von Gefühlen geben, sondern zahlreiche.

Gefühle können Lebewesen mit Bewusstsein als so genanntes Zustandsbewusstsein bewusst werden. Sie sind systematisch codierbar und über indexikalische Zeichen, über motivierte oder über arbiträre Symbole kommunizierbar. Auf dieser Basis sind sie auch thematisierbar, das heißt, wir können über sie reden.

Unsere für die Kommunikation relevanten Kenntnisse über Gefühle (im Sinne seelischer Empfindungen) beziehen sich

1. auf subjektiv-psychologische Aspekte,
  das heißt auf interne, introspektiv wahrnehmbare Zustände von Menschen; als solche können Gefühle von uns auch anderen Menschen, Tieren und Leblosem, insbesondere Artefakten zugeschrieben werden (Steinen, Himmelskörpern, Autos, Robotern, Puppen, Schnüffeltüchern usw.)
2. auf physiologisch-humorale Aspekte,
  das heißt auf wahrnehmbare und messbare Reaktionen von Lebewesen wie Pupillenerweiterung, Hautfärbung, Pulsanstieg, Sekretion usw.
3. auf soziale Aspekte,
  das heißt auf Gefühlsbeziehungen zwischen Sozialpartnern, also auf Verhältnisse zwischen Menschen, zwischen Menschen und Tieren, zwischen Tieren oder zwischen Menschen und Robotern bzw. Artefakten, denen gegebenenfalls soziale Kompetenzen unterstellt werden (z.B. Puppen), sowie auf Gegenstände und Sachverhalte, die als gefühlsauslösend empfunden werden, inklusive Aspekte von Situationen, in welchen Gefühle gewöhnlicherweise auftreten

Handlungen entstehen auf der Basis von Entscheidungsprozeduren über das Erreichen bzw. Vermeiden spezifischer Zielzustände (inklusive dem Verharren in einem Zustand). Bei der Erzeugung von Handlungen bewerten Gefühle (im Sinne von 1.-3.) Alternativen. Dies geschieht mittels kognitiver semiotischer Prozeduren, denn Gefühle treten unter anderem unter der Bedingung auf, dass kognitive Prozeduren, insbesondere neue Informationen, zu Modifikationen schon akzeptierter Welt- und Handlungsmodelle nötigen.

Aus dieser Sichtweise über den Zusammenhang von seelischen Empfindungen, Semiotik und Handlungen folgt, dass das Lebewesen zugängliche Gefühlsspektrum an ihre jeweiligen semiotischen Fähigkeiten gebunden ist - eine Einsicht, die Lucius Annaeus Seneca schon vor fast zweitausend Jahren in seinen Ausführungen über den Zorn formulierte: "Irasci dicit incitari, impingi; irasci quidem non magis sciunt quam ignoscere. Muta animalia humanis affectibus carent, habent autem similes illis quosdam impulsus: alioquin, si amor in illis esset et odium, esset amicitia et simultas, dissensio et concordia; quorum aliqua in illis quoque exstant vestigia, ceterum humanorum pectorum propria bona malaque sunt."[3] Je differenzierter die semiotischen Fähigkeiten eines Lebewesens sind, desto nuancierter sind seine Gefühle.

Durch Zeichen codierte Gefühle (im Sinne seelischer Empfindungen) will ich Emotionen nennen. Emotionen in diesem Sinne sind also keine angeborenen Verhaltensmechanismen, sondern arbiträre, semiotische Entitäten. Als solche involvieren sie für semiotische Prozesse charakteristische Identifikationsprozeduren: Spezifische Emotionen (Angst, Ekel, Wut usw.) beziehen sich somit auf spezifische Aspekte von Gefühlen (im Sinne seelischer Empfindungen).

Das heißt, sprachliche Zeichen wie Angst, Ekel, Wut denotieren jeweils eine idiosynkratische Mixtur aus den oben genannten Aspekten 1.-3. So denotiert das deutsche Wort Angst eine sprachspezifische (und sich durchaus von z.B. englischen Ausdrücken wie fear, be afraid, be scared unterscheidende) Mischung dreier Aspekte, nämlich

Für die Linguistik relevante generalisierbare Funktionen von Gefühlen bestehen darin,

 

3 Emotionale Einstellungen

Nach der hier vertretenen Auffassung handelt es sich bei Emotionen um arbiträre komplexe semiotische Entitäten. Zur Explikation des Verhältnisses zwischen Sprechhandlungen, speziell zwischen Äußerungsbedeutungen und emotionalen Bewertungen verwende ich die Kategorien emotionale Einstellung und emotionale Szene.

Emotionale Einstellungen sind Komponenten der semiotischen Äußerungsbedeutung. Sie referieren auf spezifische Komponenten von Gefühlen, und zwar auf Empfindungsqualitäten und auf Grade der Empfindungsintensität.

Als elementare Einheiten emotionaler Einstellungen {EM} betrachte ich

Dem liegt die Annahme zugrunde, dass Emotionen in der Reflexion selbstrelevanter Werte, Bewertungen und Bedürfnisse gründen.[4]

Die Komponenten {EM± } und {EMINT} sind bei der symbolischen Codierung auf einen Repräsentationsgehalt R bezogen, was noch nichts über die formale (z.B. phonologische, morphologische, syntaktische oder sprachspezifisch-semantische) Realisierung von {EM± }, {EMINT} und R aussagt:

Wir können somit sagen, dass sich Ausdrücke wie dt. Superuni, Scheißuni, Sauhaufen qua zugrunde liegender wort- und begriffsbildender Prozesse in den bewertenden Aspekten {EM+} und {EM} unterscheiden. In adjektivischen Wortbildungen wie dt. scheißkalt, saugut wird hingegen die Intensität {EMINT} codiert.

Gefühle bzw. Teilaspekte von Gefühlen müssen nicht notwendig mittels sprachlichen Symbolen codiert werden, sondern können auch mittels indexikalischer Zeichen ausgedrückt werden. Allerdings wird man den Ausdruck von Emotionen durch indexikalische Zeichen, z.B. über das Rotwerden oder Weinen beim Schämen, bei Wut, bei Freude oder bei Trauer usw. nur unter der Bedingung als kommunikativen Prozess bezeichnen, falls ein Sender diese Zeichen intentional produziert, das heißt, in der Absicht, bei einem Empfänger eine Wirkung dadurch zu erzeugen, dass dieser eben diese Absicht bemerkt. Dies ist beispielsweise bei der Verwendung von Emoticons in E-Mails der Fall . Mit anderen Worten: Gewöhnlicherweise weint oder lacht man nicht deshalb, damit ein anderer merkt, wie wütend, froh usw. man ist.

Auch indexikalische Zeichen, zu welchen neben Gestik, Mimik auch Phänomene wie Blickrichtung, Körperhaltung, Körperabstand, Körperbewegung und Körperorientierung im Raum zu rechnen sind, sind keineswegs nicht-arbiträr: Ihre Interpretation ist nicht nur abhängig von sozialen, kulturellen, geographischen und historischen Faktoren, sondern auch von vollkommen persönlichen und individuellen Eigenschaften, wie sich beispielsweise in der Variation des Scham-Verhaltens zeigt. Wie verhält sich eine Frau, wenn sie von einem Unbekannten beim Nacktbaden überrascht wird?[5] Eine Muslimin wird ihr Gesicht hinter ihren Händen verstecken, eine Laotin wird ihre Brüste bedecken, eine traditionelle Chinesin wird ihre Füße verstecken, eine Sumatranerin wird ihre Knie bedecken, eine Samoanerin wird ihren Nabel bedecken, in Europa und Amerika wird sie mit einer Hand ihre Brüste bedecken, mit der anderen den Genitalbereich (man vergleiche hierzu Rembrandts Susanna im Bade) - und wie verhält sich die Leserin dieses Textes?

Sprachliche Äußerungen funktionieren zwar wesentlich mittels Symbolen, sind jedoch in jeder medialen Realisierungsform zugleich an die durch das jeweilige Medium bedingte indexikalische Zeichen-Prozessualisierung gebunden, ob es sich hierbei um auditiv, visuell oder taktil wahrnehmbare Gesten handelt oder um Schrift in ihren unterschiedlichen Realisierungsformen.[6]

In Form indexikalischer Zeichen referieren Emotionen auf den Produzenten (Sender) der betreffenden Zeichen, während sie in der Form sprachlicher Zeichen natürlich auch auf Aspekte von Gefühlen anderer Personen referieren oder diese thematisieren (cf. hierzu ausführlich Fiehler 1990; Konstantinidou 1997) können.

Kommunikationspartner sind somit prinzipiell in der Lage, über indexikalische Zeichen mehr oder weniger angemessen zu beurteilen, ob symbolisch codierten emotionalen Einstellungen entsprechende Empfindungen der Sprecher zugrunde liegen oder nicht. Die Kenntnisse der Kommunikationspartner beziehen sich dabei wesentlich auf die Eigenschaften und Prinzipien der jeweiligen Kommunikationsformen und Kommunikationsumstände im Verhältnis zu Kenntnissen über Gefühle und ihren indexikalischen Ausdruck.

Emotionale Einstellungen können sprachlich auf allen Ebenen des jeweiligen Sprachsystems codiert werden. So genannte Exklamativsätze sind beispielsweise Kandidaten aus dem Deutschen, mittels prosodischer, syntaktischer und lexikalischer Mittel (inklusive Abtönungspartikeln) systematisch emotionale Einstellungen (wie gesagt, nicht spezifische Gefühle) zu codieren, cf. (2)-(5); weitere grammatische Mittel des Deutschen werden durch die Beispiele unter (6) und (7) illustriert:

Reduplikation kann als ein universales strukturbildendes Verfahren zur Codierung emotionaler Einstellungen verstanden werden (cf. z.B. Regier 1998).Universal dienen ferner emotive Interjektionen zum Ausdruck von Emotionen: Sie codieren die Komponenten {EM± } und {EMINT} systematisch, wobei je nach sprachspezifischen Eigenschaften der Interjektionen der Repräsentationsgehalt R innerhalb einer Interjektionsphrase (IntP) codiert werden kann (cf. Wierzbicka 1991: 302ff; Fries 2002):

Bei mündlichem Sprechen codieren prosodische Faktoren (auditiv wahrnehmbare Gesten) die Komponenten {EM± } und {EMINT}, und zwar in einem Wechselspiel mit lexikalischen und strukturellen Codierungsformen und mit extra-sprachlichen gestischen und mimischen Formen. Für andere mediale Realisierungen gelten die entsprechenden Bedingungen indexikalischer Zeichen (Schrifttypen, Schriftgröße, Schriftauszeichnungen wie Fettdruck oder Farbe; Prägnanz von Segmenten bei Gebärdensprachen, usw.).

Ich gehe davon aus, dass jede sprachliche Äußerung eine emotionale Einstellung aufweist, welche sich gegebenenfalls auf eine ausgedrückte Proposition bezieht. Stellt man sich die Werte der Komponenten {EM± } und {EMINT} auf einer Skala gemäß Abbildung (9) vor, so können sich auch Null-Werte dieser Komponenten als emotional neutrale Äußerungen ergeben:[7]

Emotionale Einstellungen sind beschränkt rekursiv. So besitzt (10 a) zwei mögliche Interpretationen, (10 b) und (10 c):

In der Lesart (10 b) werden zwei emotionale Einstellungen in Bezug auf ein und denselben Repräsentationsgehalt R codiert; in der Interpretation (10 c) bezieht sich die topologisch linke Interjektion ach auf den Repräsentationsgehalt, welcher durch die topologisch folgende Interjektion igitt inklusive des Repräsentationsgehaltes das Fleisch schmeckt scheußlich konstituiert wird. (10 b) kann beispielsweise so interpretiert werden, dass der Sprecher zugleich bedauert und seinen Ekel darüber ausdrückt, dass das Fleisch scheußlich schmeckt; (10 c) kann z.B. so interpretiert werden, dass der Sprecher seinen Ekel über das scheußlich schmeckende Fleisch bedauert.

 

4 Emotionale Szenen

Emotionale Szenen sind signifikant relevante komplexe Konzepte z.B. für die Explikation der Elemente des Gefühlswortbestandes von Sprachen und von einschlägigen Metaphern und Metonymien.

Die Semantik Gefühle bezeichnender Ausdrücke lässt sich durch semantische Merkmale nur unvollkommen explizieren: Wörter wie Wut, Zorn, Empörung, Entrüstung, Ärger, Unmut oder wie Angst, Furcht, Panik, Phobie, Grauen, Schreck, Bangigkeit unterscheiden sich wesentlich dadurch, dass sie jeweils unterschiedliche sprachspezifische emotionale Szenen[8] denotieren.

Emotionale Szenen konstituieren sich aus den Komponenten {EM± } und {EMINT}, und Urteilen und Bewertungen über Bedingungen von {EM± } und {EMINT}.

Die Komponente Urteile und Bewertungen über Bedingungen von {EM± } und {EMINT} konstituiert sich aus

1. Variablen für die Qualität subjektiv-psychologischer Aspekte, das heißt für interne, introspektiv wahrnehmbare Zustände von Lebewesen
2. Variablen für Sachverhalte, auf welche sich interne, introspektiv wahrnehmbare Zustände beziehen

Die Qualität interner, introspektiv wahrnehmbarer Zustände kann durch verschiedene Parameter erfasst werden (cf. z.B. Ortoney et al. 1988; Mees 1991; Jahr 2000). Eine linguistische Kernfrage ist hierbei, welche Aspekte bzw. Variablen für subjektiv-psychologische Aspekte sich auf welchen Ebenen des Sprachsystems und der Sprachverwendung als sprachzeichentheoretisch relevant erwiesen.

Ich gehe von fünf Klassen introspektiv wahrnehmbarer Zustände aus: (I) Behagen, (II) Empathie, (III) Wertschätzung, (IV) Attraktivität und (V) Erwartung. Die Klassen sind jeweils mit den emotionalen Einstellungen [{EM± }, {EMINT}] verbunden, das heißt, sie können mittels Symbolen jeweils als Affirmation selbstrelevanter Konzepte {EM+} bzw. als Negierung selbstrelevanter Konzepte {EM} realisiert werden, und zwar mit einem jeweils variablen Intensitätsspektrum {EMINT}.

Die genannten Klassen (I)-(V) differenzieren in vielen Sprachen beispielsweise diverse durch Interjektionen codierte emotionale Aspekte (im Folgenden Beispiele aus dem Bereich deutscher Interjektionen). Ferner lassen sich nach ihnen in vielen Sprachen Gefühle bezeichnende Ausdrücke klassifizieren (im Folgenden Beispiele aus dem Bereich deutscher Substantive). Zudem können spezifische Partikeln im Zusammenspiel mit weiteren lexikalischen, grammatischen und prosodischen Faktoren auf die Differenzierung der genannten Aspekte festgelegt sein (im Folgenden Beispiele aus dem Bereich der deutschen Abtönungspartikeln):

Beispielsweise denotiert das deutsche Wort Angst eine sprachspezifische emotionale Szene, die erstens durch die Komponenten {EM} und ein spezifisches (z.B. ein Panik unterschreitendes) Intensitätsspektrum {EMINT} charakterisiert ist, zweitens durch bestimmte Urteile und Bewertungen über Bedingungen dieser emotionalen Einstellung. X hat Angst, wenn er Zustände oder Ereignisse (gegebenenfalls mehrere) als bedrohlich beurteilt und nicht weiß, wie die Bedrohung durch ihn abgewendet werden kann, unfähig ist, einen Handlungsplan zur Abwendung der Bedrohung zu entwerfen und hierdurch verunsichert ist:

Furcht unterscheidet sich von Angst unter anderem darin, dass X zwar denkt, dass ihm ein bedrohliches Ereignis zustoßen kann, jedoch durchaus in der Lage sein kann, einen Handlungsplan zur Abwendung der Bedrohung zu entwickeln.

Insbesondere jedoch fokussiert das deutsche Wort Angst den introspektiv wahrnehmbaren Gefühlszustand eines Behagens {EM}, der mit einer Verunsicherung selbstrelevanter Konzepte einhergeht, der jedoch nicht notwendig in einer realen Bedrohung begründet sein muss. Das deutsche Wort Furcht fokussiert demgegenüber eine Erwartung {EM}, die sich auf die Bedrohung selbstrelevanter Konzepte bezieht, und nicht die durch eine Bedrohung möglicherweise verursachte Verunsicherung.

Daher stellt sich bei einer Äußerung wie Ich habe Angst nicht notwendig die Frage nach einem bedrohlichen Ereignis; eine Äußerung wie Ich habe Furcht wirft jedoch die Frage nach der Ursache der Bedrohung auf: Wir können Angst haben, ohne dass wir wissen, weshalb. Furcht ist indes nur dann möglich, wenn man weiß, wovor man sich fürchtet. Dies erklärt, weshalb man zwar von Angstneurosen und von Angstträumen sprechen kann, nicht aber von Furchtneurosen oder Furchtträumen, weshalb es zwar Angsthasen gibt, Menschen, die leicht in den Zustand der Angst zu versetzen sind, aber keine Furchthasen, weshalb Phobie-Bezeichnungen im Deutschen angemessen mit Angst übersetzt werden und nicht mit Furcht: Denn z.B. Brückenangst (Gephyrophobie) oder Höhenangst (Hypsiphobie) usw. sind keine Ängste vor Brücken bzw. Höhen, sondern Zustände, welche in der Nähe von Brücken bzw. in der Höhe auftreten, Krebsangst (Kanzerophobie) ist nicht die Furcht vor Krebs, sondern der Zustand der wahnhaften Vorstellung, an Krebs erkrankt zu sein, usw.[10]

Im Unterschied zu (11) ergibt sich für das deutsche Wort Furcht dementsprechend eine emotionale Szene wie unter (12):

Emotionale Szenen unterstützen unsere Fähigkeit zum Erinnern, zum Beschreiben und zum Erklären unserer Handlungen, Erlebnisse, Urteile und Wünsche: Wenn ich weiß, dass ich bei meiner Hochzeit Angst vor meinem zukünftigen Lebenspartner hatte, so erinnere ich eine andere emotionale Szene, als wenn ich weiß, dass ich bei meiner Hochzeit Furcht vor ihm hatte oder in Panik war; und ich referiere wiederum auf jeweils unterschiedliche emotionale Szenen, wenn ich sage, dass mein ehemaliger Lebenspartner bei unserer Scheidung Unmut, Ärger, Entrüstung, Empörung, Ekel, Brass, Groll, Grimm, Wut, Zorn, Furor, Tobsucht oder Rage auf mich hatte bzw. äußerte.

 

5 Wut und Zorn

Im Folgenden geht es um die Bedeutung der beiden einzelsprachlichen Zeichen Wut und Zorn.

Im Gegensatz zu Zorn besitzt Wut neben einer emotionalen eine nicht-emotionale Bedeutung <nicht-normgerechter übergroßer Eifer; Vehemenz>, wie sich beispielsweise in der unterschiedlichen Bedeutung von Phrasen wie mit Wut an die Arbeit gehen und vor/aus Wut an die Arbeit gehen zeigt. Dieses unterschiedliche Bedeutungsspektrum restringiert auch die Begriffsbildungsmöglichkeiten mit den Bestandteilen zorn bzw. wut : Während beispielsweise die produktiven wut-Bildungen (cf. Arbeitswut, Bauwut, Bekehrungswut, Kaufwut, Konsumwut, Lesewut, Musizierwut, Putzwut, Reformwut, Regulierungswut, Sammelwut, Vernichtungswut, Verordnungswut usw.) eine nicht-emotionale Bedeutung codieren, ist dies bei Bildungen mit zorn als Letztglied nicht möglich (?? Bauzorn, ?? Sammelzorn, ?? Reformzorn usw.). Dass Wut nicht notwendig auf emotionale Bedeutungsaspekte festgelegt ist, zeigt sich zudem darin, dass leblosen Objekten Wut zugeschrieben werden kann (Wut des Sturmes; Wut der Elemente). Eine nicht-emotionale Bedeutungsvariante ist ebenso für Ableitungen wie wüten, wütend, -wütig konstatierbar (Die Inflation wütet mit einer Rate von mehr als 13 Prozent [Saarbrücker Zeitung, 6.12.1979, S. 2]; wütende Schmerzen; heiratswütig, tanzwütig).

Demgegenüber ist Zorn auf die Codierung emotionaler Bedeutungsaspekte beschränkt, was gleichermaßen auf alle Ableitungen mit den Bestandteilen zorn, zürn zuzutreffen scheint.[11]

Wut und Zorn codieren emotionale Szenen, in welchen die introspektiv wahrnehmbaren Zustände des Behagens und der Wertschätzung dominieren:

Wut und Zorn unterscheiden sich erstens in der Relevanz von Behagen und Wertschätzung für die betreffenden emotionalen Szenen:

Ähnlich wie die deutschen Wörter Angst und Furcht sich in der Fokussierung der jeweils introspektiv wahrnehmbaren Zustände unterscheiden, fokussieren die deutschen Wörter Wut und Zorn unterschiedliche interne, introspektiv wahrnehmbare Zustände: Wut fokussiert den Zustand des Behagens {EM}, Zorn fokussiert den Zustand der Wertschätzung {EM}, wobei der Zustand des Unbehagens bei Zorn als stärker kontrollierbar als bei Wut konzeptualisiert wird. Aus diesem Grunde kann Wut als Ausdrucksphänomen von angestautem Zorn versprachlicht werden:

Ebenso wie in den eingangs zu diesem Beitrag zitierten Belegen ist Zorn in (17) nur mit erheblichem Bedeutungsunterschied gegen Wut austauschbar; gleiches trifft auf die Austauschbarkeit von Wut mit Zorn in den Belegen (14) und (16) zu, in welchen mit -wut der Zustand des Unbehagens fokussiert wird;

Fokussierung der Wertschätzung und stärkere Kontrollierbarkeit des Ausdrucks des Unbehagens bei Zorn dürften die Gründe dafür sein, weshalb Intensivierungsbildungen wie in (16 b) und (18 a, b) für Zorn relativ inakzeptabel sind, cf. (18 c):

Die schon in den ältesten Sprachstufen des Deutschen[12] nachweisbare Fokussierung des Unbehagens und dessen gegenüber Zorn geringere Kontrollierbarkeit bei Wut dürften die Gründe dafür sein, weshalb auch weitere Ableitungen und Zusammensetzungen mit den Elementen wut und zorn unterschiedlichen Beschränkungen unterliegen, cf. (19):

Zweitens kann der Zustand der Wertschätzung sowohl bei Wut als auch bei Zorn eine persönlich empfundene Verletzung normativer Wertschätzungen betreffen. Bei Zorn ist diese persönlich empfundene Verletzung normativer Wertschätzungen obligatorisch, bei Wut jedoch fakultativ. Daher kann man prinzipiell Wut auf alles haben, cf. (20):

Zorn ist daher auf durch Menschen verursachte Verstöße restringiert. Im Unterschied zur Entrüstung ist bei Zorn und gegebenenfalls bei Wut die Verletzung normativer Wertschätzungen jedoch nicht auf moralisch-sittliche Verstöße eingeschränkt, cf. die Belege unter (21) vs. (22). Primäres Ziel des Zorns ist dementsprechend die Regulierung menschlichen Verhaltens mittels Ausdruck der Wertschätzung, cf. (21); primäres Ziel der Wut ist die Bekundung des Unbehagens, cf. (20). Primäres Ziel der Entrüstung ist die Regulierung moralisch-sittlichen Verhaltens mittels Ausdruck der Wertschätzung; die Wertschätzung kann hierbei aus unterschiedlichen Perspektiven erfolgen, wie Beleg (22 a) zeigen mag: Im Unterschied zu Wut und Zorn ist Entrüstung kein Singularetantum. In den Belegen unter (20)-(22) sind daher Wut, Zorn und Entrüstung nicht gegeneinander austauschbar:

Ebenso wie Zorn impliziert auch Empörung die persönlich empfundene Verletzung normativer Werte, im Gegensatz zu Entrüstung nicht nur sittlich-moralischer:

Im Unterschied zu Wut und Zorn sind bei Entrüstung und Empörung argumentative Strategien zwecks Handlungsregulierung nicht ausgeschlossen: Durch Verhandlungen könnte ein Konsens erreichbar sein, cf. (24) und (25). Primäres Ziel der Empörung ist allerdings der Ausdruck des Unbehagens zwecks Regulierung menschlichen Verhaltens, und zwar − wie bei Entrüstung der Ausdruck der Wertschätzung − aus unterschiedlichen Perspektiven; wie Entrüstung ist Empörung pluralfähig, cf. (25 a):

In der Bibel treten nicht Wut, Entrüstung oder Empörung als Wesensmerkmal Jahwes auf, sondern Zorn, was mit den genannten Differenzen begründbar ist. Gottes Zorn verfolgt das Ziel, menschliches Verhalten zu regulieren: Gottes Zorn ist kein unkontrollierter Wutausbruch, sondern steht für die kontrollierte, strafende Gerechtigkeit, für die Reaktion auf die Verletzung göttlicher Ordnungen. Gottes Zorn ist keine Empörung, da Gott nicht über die Verletzung seiner Gebote zu diskutieren beabsichtigt; Gottes Zorn ist keine Entrüstung, da es nicht nur um die Verletzung sittlich-moralischer Gesetze geht, cf. (26). Das Zornmotiv ist in der Bibel vielmehr mit der Durchsetzung des Alleinverehrungsanspruches Jahwes (cf. ausführlich Miggelbrink 2002) und seiner Gebote allgemein verbunden, cf. (26 b). Entsprechend ist Zorn das beherrschende Thema des Alten Testaments und in seiner Distribution im deutschsprachigen Text nicht gegen Wut, Entrüstung, Empörung (oder andere Wörter) austauschbar:

 

6 Zorn, Wut, göttliche Größe und menschliche Belastbarkeit

Zusammenfassend ergeben sich für die deutschen Wörter Wut, Zorn, Empörung und Entrüstung emotionale Szenen wie unter (27)-(30):

Seneca gab mit Demokrit den durchaus auch in unserer Zeit beachtenswerten Rat, dass Seelenfrieden nur dem beschieden sei, der sich weder privat noch für den Staat überfordert. Dies sei eine der Bedingungen, Zorn und Wut zu vermeiden, denn: "Numquam tam feliciter in multa discurrenti negotia dies transit, ut non aut ex homine aut ex re offensa nascatur, quae animum in iras paret."[13]

Die Zitate aus Schillers Gedicht zu Beginn dieses Beitrags zeigen, dass demgegenüber nach Auffassung unseres großen Klassikers der Zorn ein Volk ehrt, falls es sich gegen unwürdig zugefügtes Leid zur Wehr setzt.

Jürgen Möllemann und Guido Westerwelle taten also gut daran, ihre Äußerungen nicht mit Wut sondern mit Zorn in Verbindung zu setzen, ebenso wie Gerhard Schröder laut den Belegen unter (31):

Eine Äußerung im Zorn bekundet die Absicht, normative Wertschätzungen zurechtrücken zu wollen, wenngleich auch nicht notwendig in einem Konsens. Politisch ist Zorn - ebenso wie in der Bibel - einigermaßen erfolgreich, wie (32) in Relation zu (31 a) belegt, obwohl sich der Vorwurf, bei Überforderung zu unkontrollierten Affektausbrüchen zu neigen, nicht immer vermeiden lässt:

So oder so wirft der Zorn jedenfalls eine göttliche Aura auf unsere Politiker, die nicht nur gnädig und unselig sein können (cf. 31 a, 33), sondern selbst auch als Resultat nicht immer gnädiger Handlungen Gottes empfunden werden können:

 

Anmerkungen

1 "Ein deutscher Lehrer könnte kopfschüttelnd seine tobenden Schüler betrachten, und dazu Aber, aber! sagen. Entsprechungen: *Mais, mais! oder But, but! fehlen im Französischen und in den mir bekannten Sprachen." Weydt (1983a: 155). [zurück]

2 Das Wort Emotion wird im heutigen Englisch zur Übersetzung für den nur noch selten verwendeten fachsprachlichen Terminus Gemütsbewegung verwendet; cf. z.B. in den Schriften Ludwig Wittgensteins, Zettel. Edited by G.E.M. Anscombe and G.H. von Wright; translated by G.E.M. Anscombe. Oxford: Basil Blackwell 1967, S. 86. [zurück]

3 "'Zürnen' nennt der Dichter Trieb und Erregung. Doch zürnen können Tiere ebensowenig wie verzeihen. Sprachlose Lebewesen haben keine menschlichen Affekte, haben aber bestimmte diesen ähnliche Instinkte. Andernfalls wären, wenn es bei ihnen Liebe und Hass gäbe, auch Freundschaft und Feindseligkeit, Zwist und Eintracht vorhanden. Davon finden sich auch bei ihnen einige Spuren, im übrigen aber sind es für den Menschen typische gute und schlimme Seelenregungen."
[L. Annaeus Seneca, De ira. Liber 1. Übersetzung von Gerhard Fink: L. Annaeus Seneca, Die kleinen Dialoge. Band 1. München: Artemis & Winkler 1992, S.104 f.] [zurück]

4 cf. zur ausführlichen Diskussion dieser Annahme Scheele (1990). [zurück]

5 Beispiel nach Colton (1983, S. 210); cf. ferner Fries (2000, S. 20ff.) [zurück]

6 Zu entsprechenden Ausdrucksparametern von Emotionen cf. übersichtshalber die Beiträge in Davidson et al. (2002, insbesondere Teil 4). [zurück]

7 Intensitätswerte bezeichne ich im Folgenden mit Ausdrücken wie {EMINT>0} oder {EMINT=0}. [zurück]

8 Zu einzelsprachlichen Ausprägungen von Emotionen cf. z.B. Athanasiadou/Tabakowska (1998), Harkins/Wierzbicka (2001), Huang (2002), Kövecses (2000), Lutz (1988), Mesquita/Frijda (1992), Wierzbicka (1999). [zurück]

9 Für die Interpretation interjektionaler Äußerungen sind in vielen Sprachen Ton- bzw. Intonationsmuster relevant, die ich im Folgenden durch die Zeichen (steigend), (gleichbleibend), (fallend), (steigend-fallend) und (fallend-steigend) codiere. Die angeführten Beispiele beziehen sich auf die Interpretation deutscher Interjektionen, cf. Ehlich (1986), Fries (2002). [zurück]

10 Die diachrone Entwicklung der divergierenden Fokussierung von Behagen bzw. Erwartung der beiden deutschen Substantive Angst und Furcht ist auch der Grund ihrer unterschiedlichen Verwendungsweise in Bibelübersetzungen seit Luther, cf. Wierzbicka (1999, S. 123ff.), Fries (2003); zu Angst und Furcht cf. ausführlich Fries (2000; 2001; 2003). [zurück]

11 Trotz einiger poetischer Gegenbeispiele wie z.B. Die zorn'ge Welle hat sie hergescheucht (Droste-Hülshoff, Die Mergelgrube. Gedichte Ausgabe 1844, S. 59) cf. (?? heiratszornig; ?? zornige Schmerzen; ?? der Sturm zürnte). [zurück]

12 Z.B. ahd. wuot (Raserei, Wahnsinn), wuotn (besessen sein), aengl wod, wood (wahnsinnig, rasend); demgegenüber ahd. und mhd. zorn auch in der Bedeutung von Zank, Streit. [zurück]

13 "Nie geht so glücklich einem Vielgeschäftigen der Tag dahin, daß ihm nicht durch einen Menschen oder ein Ereignis Unbill erwüchse, die in ihm Zorn hochkommen läßt."
[L. Annaeus Seneca, De ira. Liber 3. Übersetzung von Gerhard Fink: L. Annaeus Seneca, Die kleinen Dialoge. Band 1. München: Artemis & Winkler 1992, S. 237.] [zurück]

 

Literaturangaben

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 Linguistik online 13, 1/03

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