Die Zeiten sind für Festschriften härter geworden; ein wenig mögen sie fast schon aus der Mode gekommen sein. Um so erfreulicher ist es, dass es gelungen ist, anlässlich des 65. Geburtstags von Harald Weydt noch einmal 15 Mitstreiterinnen und Mitstreiter aus alten wie neueren Tagen dazu zu überreden, einen Beitrag für diese Festschrift zu schreiben.
Das Spektrum der Themen, die hier behandelt werden, zeigt zugleich die große Vielfalt der Arbeitsgebiete, mit denen sich der Jubilar selbst beschäftigt hat. Da finden sich zum einen die Partikeln, die so lange Zeit im Zentrum seiner Aufmerksamkeit standen; nicht nur als kleines Sprachspiel im Titel dieser Sammlung, sondern auch als Thema der Untersuchung von Ad Foolen zum Vergleich der niederländischen Partikel toch mit ihrer deutschen Schwester doch. Und auch Hardarik Blühdorns Beitrag zur Semantik der Konjunktion als gehört in den Bereich der Partikelforschung, wenngleich es hier um eine Partikel "im weiteren Sinne" geht. Harald Weydts nie verleugnete, sondern im Gegenteil immer wieder durch aktive Kontakte gepflegte Herkunft aus der Romanistik spiegelt sich im "romanistischen" Thema, dem Klaus Hölker in seinem Aufsatz "Delokutivität, Possessive und die italienischen Verwandtschaftsbezeichnungen" nachgeht. Das Interesse an zentralen grammatischen Fragen, das durch regelmäßige Vorlesungen für die Lehramts-Studierenden an der Freien Universität wenn nicht geweckt, so doch nachhaltig genährt wurde und seinen Ausdruck u. a. im Handbuch der deutschen Grammatik fand, nehmen gleich mehrere Beiträge wieder auf: als Frage nach der Universalität lexikalischer Ergativität bei Werner Abrahm; in der Suche nach den Regularitäten und semantischen Unterscheiden der Wortbildung auf -erei und Ge-[Lexem]-e bei Theo Harden; in Form einer Untersuchung des "leeren" Subjekts es bei Elke Hentschel. Das zentrale Arbeitsgebiet der Erforschung des Deutschen als Minderheitensprache, das er in Frankfurt (Oder) etabliert und vertreten hat, wird durch Peter Rosenbergs Beitrag zur vergleichenden Sprachinselforschung und zum Sprachwandel in deutschen Sprachinseln in Russland und Brasilien vertreten.
Der Bereich Deutsch als Fremdsprache, an dessen Etablierung als Zusatzstudium an der Freien Universität Berlin Harald Weydt maßgeblich beteiligt war, spiegelt sich in Martina Rost-Roths Beitrag "Fragen - Nachfragen - Echofragen", der sich mit Form und Funktion von Interrogationen im gesprochenen Deutsch befasst. Im weiteren Sinne ebenfalls zu diesem Themenkreis zählt Waldemar Pfeiffers Essay zur interkulturellen Fremdsprachenpädagogik. Aber natürlich sind dies bei weitem noch nicht alle Themenbereiche, für die sich der Jubilar im Laufe der letzten Jahre interessiert hat. Da ist, mit sozusagen romanistischem Anlass, aber einer doch weit darüber hinaus gehenden Fragestellung, Johannes Kabateks Beitrag "Oralität, Prozess und Struktur", der sich mit Sprachwandelphänomenen, konkreter mit den komplexen Beziehungen zwischen den Varietäten und der sprachlichen Variation beschäftigt. Klaas-Hinrich Ehlers' Aufsatz hat "Eugen Lerchs 'Wissenschaftsdiplomatie' - Eine Fallstudie zur frühen Rezeption des Strukturalismus in Deutschland" zum Thema, und Norbert Fries schließlich wendet sich in seinem mit "de ira" betitelten Beitrag einer der grundlegendsten, wenngleich keineswegs besonders angesehenen menschlichen Emotionen zu: dem Zorn. Ernest W.B. Hess-Lüttich und seine Koautorin Eva Wilde gehen der viel diskutierten Frage nach, ob es sich beim Internet-Chat um eine Dialog- oder Textsorte, um eine mündliche oder schriftliche Form der Kommunikation handelt. Marek Nekula widmet sich der Sprache Kafkas und untersucht verschiedene Einflüsse darin u. a. im Hinblick darauf, ob es sich dabei um individuelle besonderheiten Kafkas oder eher um kollektive Erscheinungen handelt, die sozial und auch regional spezifischen Gruppensprachen zugerechnet werden können. Einen "revolutionären" Aspekt behandelt demgegenüber Jürgen Trabant, wenn er unter dem Titel "Sprache und Revolution" der Frage nachgeht, wie sich verschiedene Sprachgemeinschaften gegenüber sprachlichen Globalisierungstendenzen verhalten, in welchem Verhältnis Purismus und Anpassung unter verschiedenen Bedingungen zueinander stehen.
Die Festschrift erscheint als Sonderheft von Linguistik online und damit einer Zeitschrift, die der Jubilar selbst von ihren Anfängen an nach Kräften unterstützt hat. Nach dem - wie wohl bei allen Zeitschriften - eher schwierigen Beginn finden in den letzten Monaten im Durchschnitt regelmäßig weit über 300 Leserinnen und Leser täglich den Weg auf ihre Seiten; eine Zahl, die für eine linguistische Fachzeitschrift wirklich bemerkenswert ist. So ist die Zeitschrift als Forum doppelt gut geeignet, um ihren Förderer anlässlich seines Ausscheidens aus dem Hochschuldienst zu ehren.