"Bevor ich in die Schule kam, hab ich kein Wort Spanisch gesprochen! (...) Und meine Mutter, sie war 37 Jahre in Chile und hat Spanisch kaum gelernt. Weil sie das nicht brauchte. (...)
[Und] ich bin sicher, ich bin kein deutsches Volk, wir sind ein eigenes Volk hier. Wir haben unsere eigene Kultur, gemischt mit dem Chilenischen. Und wir sind was eigenes. Wir sind Chilenen und deutschabstämmig! (...) [Ja,] ich sitz auf drei Stühlen: Deutsche, Chilenin und Deutsch-Chilenin! Weißt Du, daß das kompliziert ist?! Daß man sich oft anpassen muß? Das ist gar nicht so einfach. Aber ich kann mich halt anpassen. Wenn ich in ein chilenisches Fest gehe, bin ich Chilena. Obwohl die mich als Gringa ansehen! Geh ich in ein deutsches Fest, dann bin ich, benehm ich mich danach und hör die deutsche Musik. Aber ich bin für die dann Chilenin. Ich weiß nicht, wo ich hingehöre! Deswegen sage ich: ich bin ein eigenes Volk!"
(Zitiert aus einem Interview mit einer jungen Chilenin deutscher Abstammung in Puerto Varas)
Bei einer Reise durch das südchilenische Seengebiet wird einem rasch der besondere "Charm" dieser Gegend bewußt. Erschlossen wurde dieses Gebiet in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts vor allem von deutschen Einwanderern (Deutsch-Chilenischer Bund (Hg.) 1997: 300f.). Auf deren Spuren wandelt man noch heute im südlichen Teil des Seengebiets von Chile, das vom Llanquihue-See dominiert wird und dessen Westufer "fest in deutscher Hand"1 ist (vgl. Deutsch-Chilenischer Bund (Hg.) 1997: 305).
Angesichts dieser "deutschen Insel" mitten im Süden Chiles, angesichts deutscher Namen, Vereine, Schulen, Kirchengemeinden und schließlich der oftmals fließenden Deutschkenntnisse einiger Deutschstämmiger, deren Vorfahren teilweise vor mehr als 140 Jahren aus Deutschland nach Chile kamen, entstehen Fragen, die uns auf das Gebiet der Soziolinguistik führen: Warum konnte sich das Deutsche in Chile über so viele Generationen hinweg halten? Und wann und warum setzte die sprachliche Assimilierung ein, was sind die Gründe und Faktoren des heutigen starken Rückgangs der deutschen Sprache in Chile? Oder allgemeiner formuliert: Was bestimmt, ob eine Minderheitensprache erhalten wird oder ob sich eine Umstellung auf den alleinigen Gebrauch der Mehrheitssprache, in diesem Fall Spanisch, vollzieht?
Sicherlich ist die eingangs zitierte Äußerung der jungen Deutsch-Chilenin aus Puerto Varas nicht als repräsentativ für die heutige Situation der Chilenen deutscher Abstammung zu betrachten. Daß heute noch jemand mit der Muttersprache Deutsch aufwächst und erst durch die späteren Einflüsse von Schule und Bildungs- bzw. Arbeitswelt mit der spanischen Sprache konfrontiert wird, ist heutzutage absoluter Ausnahmefall. Die Äußerungen über die oftmals dreifache, von der jeweiligen Situation abhängige Selbst- und Fremddefinierung (Deutsche, Chilenin und Deutsch-Chilenin) reflektieren jedoch eine Unsicherheit, auf die man bei vielen Chilenen deutscher Abstammung stoßen wird. Identität und Einstellungen wie Selbst- und Fremdeinschätzungen ergeben in diesem Zusammenhang wichtige Ansätze, die es im Rahmen der Fragestellung nach möglichen Faktoren des Sprachwechsels näher zu betrachten gilt.
Die erste historische Erwähnung eines Deutschen in Chile führt in das 16. Jahrhundert zurück und fällt mit der spanischen Eroberung des Landes und der Gründung der heutigen Hauptstadt Santiagos zusammen. Der Nürnberger Bartholomäus Blumen, der seinen Namen später hispanisierte und sich Bartolomé Flores nannte, kam 1541 mit dem Heer spanischer Eroberer unter Pedro de Valdivia ins Land und gehörte zu den Stadtgründern Santiagos. Allgemein waren Deutsche, die zur Zeit der spanischen Herrschaft in Chile siedelten, jedoch äußerst selten.
Mit der Unabhängigkeit von Spanien (1810) fanden immer mehr Kaufleute und Handelsreisende ihren Weg nach Chile. Die spätere erste große Einwanderungswelle deutscher Kolonisten und somit die Besiedlung Südchiles war jedoch vor allem Bernhard Eunom Philippi zu verdanken. Der junge Seeoffizier bereiste 1831 und 1837 die chilenische Küste und erforschte im Auftrage des Berliner Museums das Landesinnere der Gebiete um Valdivia, Osorno und die Insel Chiloé. Dabei entstand die Idee, die fast menschenleeren, von Urwald beherrschten Gegenden mit deutschen Einwanderern zu kolonisieren.
Diesen Gedanken, in Südchile europäische Kolonisten anzusiedeln, hatte unmittelbar nach der Unabhängigkeitserklärung bereits die chilenische Regierung entwickelt. Nach deren Kolonisationsplänen sollte versucht werden, europäische Einwanderer im Lande aufzunehmen, "um die an Zahl noch geringe Bevölkerung zu vermehren und das Land wirtschaftlich zu fördern" (Held Winkler 1952: 13).
Noch bevor die chilenische Regierung 1848 erste konkrete Schritte zur Kolonisation einleitete, erreichte es Philippi in eigener Initiative, neun hessische Handwerkerfamilien für die Auswanderung nach Chile zu gewinnen. Diese trafen im August des Jahres 1846 in Corral, dem Hafen Valdivias, ein (Deutsch-Chilenischer Bund (Hg.) 1997: 329) und wurden auf von Indianern erworbenem Land angesiedelt.
Obwohl Blancpain die erste große Einwanderungswelle mit den Siedlungszielen Valdivias und dem Llanquihue-See für den Zeitraum annimmt (Blancpain 1985: 67), begann die eigentliche Einwanderungswelle im Jahre 1850 mit insgesamt 287 in Corral eingetroffenen Personen (Golte 1973: 68). Da die katholische Kirche in Deutschland gegen die Kolonisierung war, entschied sich Philippi letztlich entgegen des Auftrags der chilenischen Regierung, deutsche katholische Familien ins Land zu holen, Protestanten anzuwerben. Philippi fiel deshalb bei der chilenischen Regierung in Ungnade und wurde seines Amtes enthoben. Die ersten protestantischen Siedler ließen sich derweil in Valdivia und Umgebung nieder (Deutsch-Chilenischer Bund (Hg.) 1997: 329).
Der seit 1850 ohne Unterbrechung eintreffende Strom von Einwanderern ließ nach Vergabe des um Valdivia und in den Llanos zur Verfügung stehenden Fiskallandes und angesichts der rapide steigenden Bodenpreise Pérez Rosales, den neuen Kolonisationsagenten, nicht länger zögern, die Kolonisation des Llanquihue-Sees in Angriff zu nehmen. Im November 1852 brachte Pérez Rosales die ersten Siedler nach Melipulli (später Puerto Montt).
Insgesamt kamen zwischen 1852 und 1875 419 Familien (1665 Personen) in das Kolonisationsgebiet Llanquihue (Golte 1973: 73). Geht man von den Angaben Jünemann Gazmuris aus, der für diesen Zeitraum eine Gesamtanzahl von 4.250 deutschen Einwanderern nennt (Jünemann Gazmuri 1994: 36), ergibt das knapp 40% der insgesamt zwischen 1840 und 1875 nach Südchile gekommenen Deutschen.
In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, welche Motive diese deutschen Einwandererfamilien überhaupt hatten, ihre Heimat zu verlassen und in eine unberechenbare Zukunft nach Amerika aufzubrechen. Vor allem waren es wohl politische und ökonomische Faktoren, die jene Familien dazu brachten, Deutschland auf der Suche nach neuen Möglichkeiten für die Zukunft zu verlassen und die lange, abenteuerliche Reise nach Chile anzutreten. Blancpain nennt als ersten Grund der deutschen Migration (besonders im Falle der Intellektuellen) die gescheiterte Revolution von 1848, doch auch ökonomische Motive sind vor allem für Handwerker und Bauern vorherrschend (Blancpain 1985: 69-71). Noll (1998: 18) geht auf die damalige allgemeine Situation in Deutschland ein, die sich durch die beginnende Industrialisierung, die Folgen der Bauernbefreiung, Mißernten, Überbevölkerung, den Zustrom vieler Menschen in die Städte, steigende Arbeitslosigkeit und die gescheiterte Revolution von 1848 auszeichnete und somit den Rahmen für die Auswanderungswünsche der Deutschen bildete. Charakteristisch ist, daß die deutsche Einwanderung nach Chile vor allem vom Mittelstand getragen wurde und die deutschen Kolonisten über ein relativ hohes kulturelles Niveau verfügten.
Schon bald widmeten sich die deutschen Einwanderer, die sich in Valdivia niederließen, vorwiegend dem Handel, was bereits den späteren Aufschwung der Städte dieser Region verstehen läßt (vgl.: Reiter 1993: 37) und im Kontrast zu der Besiedlung des Llanquihue-Sees und der dort entstehenden deutschen Kolonie mit landwirtschaftlicher Prägung steht.
Aufgrund der unterschiedlichen Situation und Voraussetzung der Siedlungsräume und deutschen Kolonisationsprojekte wird an dieser Stelle eine Einteilung in zwei Gruppen vorgenommen. Die erste Gruppe umfaßt die in und um Valdivia und in den Llanos zwischen Osorno und La Unión siedelnden Kolonisten. Die zweite Gruppe schließt jene deutschen Siedler, meist Bauern, ein, die sich am Llanquihue-See, einem bis dahin dicht bewaldeten und unwegsamen, völlig unerschlossenen Gebiet am Fuße des Vulkans Osorno, und an der Küste in Melipulli niederließen. Da wir uns im folgenden auf die zweite dieser beiden Gruppen konzentrieren, soll ein kurzer genauerer Einblick in das Kolonisationsgebiet des Llanquihue-Sees und seine Entwicklung gegeben werden.
Vor allem ab 1853 wurden rund um den Llanquihue-See zahlreiche neue deutsche Siedlungen gegründet, die meistens von einer Gruppe von Familien aus einem bestimmten Herkunftsgebiet gebildet wurden. Die Ansiedlungen waren anfangs voneinander durch große Urwaldgebiete getrennt. Auch innerhalb der einzelnen Siedlungseinheiten gab es keine Siedlungszentren, da durch die Landzuteilung eine isolierte Ansiedlung der einzelnen Familien gefördert wurde (vgl.: Golte 1973: 89). In dem Kolonisationsgebiet des Llanquihue-Sees, oder wie es die Siedler selbst nannten: in der "Colonia", gab es im Gegensatz zu den Gebieten bei Valdivia und den Llanos ein festes System der Landverteilung. Es wurden Landstücke, sogenannte Chacras, vergeben, die in Anlehnung an die nord- und ostdeutschen Wald- oder Marschhufen "Seehufen" (Ilg 1976: 79) genannt werden. Fast alle dieser Parzellen grenzten mit der Schmalseite an das Seeufer und waren durchschnittlich 75 bis 100 Hektar groß. Folge einer derartigen Landverteilung war ein Siedlungsgebiet mit wenigen Siedlungsmittelpunkten. Durch die Streusiedlung übertrug sich die Isolierung des gesamten Kolonisationsterritoriums auch auf die einzelnen Kolonistenfamilien. "Sie erschwerte nicht nur die gegenseitige Hilfeleistung, sondern auch den Handel und Absatz und später das Zur-Schule-Gehen der Kinder" (Ilg 1976: 79).
Die siedlungsgeographische Situation des deutschen Kolonisationsgebietes Llanquihue kurz vor dem Bau der Eisenbahn bis Puerto Montt kann somit zusammenfassend charakterisiert werden: Neben der großen Entfernung von der Zentralregion Chiles, von der das Seengebiet durch unabhängiges Indianerterritorium ("La Frontera") vorerst getrennt blieb, neben den niedrigen Bevölkerungszahlen der Seenregion und den unzureichenden Verkehrswegen, hat sich grundsätzlich auch die Art der Landaufteilung als Voraussetzung der allgemeinen wie auch der individuellen Isolierung einzelner Siedlerfamilien erwiesen und verhinderte außerdem die Bildung ländlicher Mittelpunkte.
Diese vom übrigen Staatsgebiet Chiles weitgehend isolierte Lage des deutschen Kolonisationsgebietes führte zur Entstehung eines eigenständigen Wirtschaftsraumes, innerhalb dessen die deutschen Einwanderergruppen auch in kultureller und sozialer Hinsicht eine "geschlossene Gesellschaft" (Blancpain 1970: 28ff) bildeten. Vorherrschend waren alte deutsche Bräuche, Regeln und Gewohnheiten. Die Eingewöhnung der ersten Siedler in die neue Lebensumwelt bedeutete vor allem eine Anpassung an neue landschaftliche und klimatische Gegebenheiten, um eine ausreichende Existenzgrundlage schaffen zu können, und nicht die Anpassung und Integration an und in ein fremdes bereits bestehendes soziales Gefüge.
In Hinblick auf das gesellschaftliche und kulturelle Leben deutscher Einwanderer wurden vor allem eigene Institutionen geschaffen, die man zum Teil noch heute vorfinden kann. Erstes Anliegen in diesem Zusammenhang waren zunächst ein eigenes Gotteshaus und eine deutsche Schule für die angemessene Erziehung der Kinder. Später folgten Deutsche Vereine, die Deutsche Feuerwehr, Burschenschaften, Turn- und Sportvereine, Frauenvereine, Singkreise, Altersheime, der Deutsch-Chilenische Bund (DCB), die Deutsch-Chilenische Industrie- und Handelskammer, der deutsche Schulverband (VdLiCH), Kulturinstitute und deutschsprachige Zeitungen wie vor allem der "Condor" und sogar lokale deutschsprachige Radiosender.
Zu betonen bleibt, daß die deutschen Kolonisten der Llanquihue Region keinerzeit isoliert und abgesondert von der einheimischen chilenischen Bevölkerung waren. Blancpain unterstreicht dies, indem er ausführt, daß sich die Isolierung auf die geographische Abgeschiedenheit von der Zentralregion Chiles und nicht auf die Abwesenheit von chilenischen Mitmenschen bezieht (Blancpain 1970: 14). Er nennt für das Jahr 1861 einen Anteil von 12.000 Chilenen bei einer Gesamtzahl von 13.023 Einwohnern in der Llanquihue-Region (Blancpain 1970: 13). Kontakte zwischen deutschen Siedlern und den dort ansässig gewordenen Chilenen waren jedoch geprägt durch eine hierarchische Beziehung vom "Herren" zum Arbeiter und Angestellten und charakterisiert durch die soziale und kulturelle Kluft zwischen deutschen Einwanderern und Chilenen (vgl. Blancpain 1970: 16).
Diese Beziehungen erklären u. a., daß Mischehen zwischen deutschen Siedlern und Ibero-Chilenen sehr selten waren. Unterschiede in ethnischer Herkunft, Religion, sozialem und kulturellem Niveau waren die Hauptfaktoren, die zu einer lange beibehaltenen Endogamie führten (vgl. Blancpain 1970: 30).
Doch nicht nur zwischen Germano- und Ibero-Chilenen gab es Kontaktschwierigkeiten, Vorurteile und Mißtrauen. Mit der Ankunft westfälischer Katholiken im Jahre 1860 vor allem in Quilanto und Puerto Octay beschreibt Hoerll den dadurch gestörten Frieden der deutschen Kolonie (Hoerll 1910: 38). Blancpain erwähnt eine offene Gegnerschaft der zwei verschiedenen Glaubensgemeinschaften innerhalb der deutschen Kolonie, die letztlich eine Abkapselung und einen Rückzug der protestantischen Siedler aufgrund religiöser Differenzen nach sich zog.
Die zweite Phase der Entwicklung des deutschen Kolonisationsgebietes der Llanquihue-Region begann mit dem Bau der Eisenbahnlinie bis Osorno (1907) und Puerto Montt (1912). Nach der weitgehenden Isolierung der Region vor dem Anschluß an die Längsbahn und der damit verbundenen sogenannten "geschlossenen Gesellschaft" der deutschen Siedler, brachte der Bau der Eisenbahnlinie neben wirtschaftlichen und siedlungsgeographischen Veränderungen mit dem Einströmen von spanisch sprechender Bevölkerung aus dem restlichen Staatsgebiet "die Öffnung jener geschlossenen [deutschen] Gesellschaft und damit das Ende der im engeren Sinn deutschen Kolonisation" (Golte 1973: 106).
Zusätzlich setzte ein deutlicher Verstädterungsprozeß ein. Mit der Zeit des Anschlusses an die Nord-Süd-Bahn begannen die städtischen Bevölkerungszahlen im Verhältnis zu den ländlichen eindeutig zu steigen. Mit dem Zuzug spanischsprechender Bevölkerung und der Bildung einer breiten chilenischen Mittelschicht in den Städten wird schließlich ein verstärkter Sprachkontakt zwischen Deutschstämmigen und Einheimischen unvermeidbar (Reiter 1993: 98).
Doch nicht nur Ibero-Chilenen kamen verstärkt durch den Bau der Eisenbahn bis Puerto Montt in die südchilensiche Seenregion, sondern auch die deutschen Siedler gewannen an Mobilität. Es setzte eine verstärkte Abwanderung von deutschstämmigen Bevölkerungsteilen in andere Regionen und vor allem in die größeren Städte des restlichen chilenischen Staatsgebietes, das mit Anschluß der Längsbahn nun leicht erreichbar wurde, ein. Vor allem waren es die jungen Nachkommen der deutschen Siedler, die es aufgrund besserer Ausbildungsmöglichkeiten und Studienmöglichkeiten an Universitäten in die größeren Städte zog. Dies hatte wiederum zur Folge, daß sie, aus ihrem "deutschen Ambiente" hinausgetreten, vor allem mit der ibero-chilenischen Lebenswelt in Kontakt kamen, Kontakte zu Nicht-Deutschstämmigen knüpften und weitgehend nur noch mit der spanischen Sprache konfrontiert wurden. Dadurch begann sich schließlich ein Wandel in der bislang streng verwirklichten Endogamie unter den Deutschstämmigen abzuzeichnen.
Die somit eingeleitete Öffnung der deutschen Gemeinschaft hatte schwerwiegende Folgen für die Erhaltung der deutschen Sprache und anderer kultureller Elemente, die sich bis dahin durch die weitgehende Isolierung in der ersten Phase der Kolonisation des Llanquihue-Gebietes durchgesetzt und gehalten hatten. Mit dem Rückgang sozialer Kontraste verlieren die ethnisch-kulturellen Unterschiede zwischen Deutschstämmigen und Ibero-Chilenen immer mehr an Bedeutung. Obwohl sich die deutschen Institutionen nach wie vor auf die deutsche Sprache stützen, führten die Öffnung der deutschen Kolonie und die zunehmende Zahl von Mischehen schließlich zu einem spanisch dominierten Bilingualismus.
Die zweite große Etappe der deutschen Einwanderung nach Chile konzentrierte sich auf die Jahre 1882 bis 1914, in denen vor allem Industrie- und Landarbeiter aus Ostdeutschland (Blancpain 1985: 69) in das sogenannte "Frontera"-Gebiet vorstießen und sich dort niederließen. Diese Etappe war Teil einer allgemeinen vom chilenischen Staat unterstützten Einwanderung verschiedener europäischer Nationalitäten. Die Deutschen blieben somit in dieser Gegend eine Minderheit unter den anderen europäischen Einwanderern.
Die nächste deutsche Einwanderungswelle fand Ende der 20er und während der 30er Jahre dieses Jahrhunderts statt, als kleinere deutsche Kolonien in der Nähe von Concepción, in Peñaflor bei Santiago und an der Küste in La Serena entstanden (Deutsch-Chilenischer Bund 1997: 330).
Während des Zweiten Weltkrieges kamen vor allem deutsche jüdische Emigranten nach Chile. Da sie jedoch in keinem geschlossenen Siedlungsgebiet lebten, integrierten sie sich trotz Beibehaltung des Judentums recht schnell in die chilenische Gesellschaft (Deutsch-Chilenischer Bund 1997: 330).
Interessanterweise zählt der Deutsch-Chilenische Bund die ab 1988 mit den zurückkehrenden Exilchilenen nach Chile kommenden deutschen Ehepartner und Kinder als letzte Einwanderungswelle (Deutsch-Chilenischer Bund 1997: 331).
Während der ersten Phase der deutschen Einwanderung war Deutsch die vorherrschende Sprache in der Llanquihue-Region. Nur wenige deutsche Siedler sprachen damals Spanisch, da sich der Kontakt mit Ibero-Chilenen meist auf einheimische Arbeitskräfte beschränkte, die oftmals selbst ihre Indianersprache besser als das Spanische beherrschten.
In den Städten Valdivia und Osorno vollzog sich der Übergang zur Erlernung und Beherrschung des Spanischen eher als auf dem Lande. Spanisch galt zwar immer noch als Fremdsprache, vor allem aber die Jüngeren erkannten bald den Nutzen, über Kenntnisse der Landessprache zu verfügen. Sie erarbeiteten sich das Spanische teilweise systematisch selbst und konnten es im Kontakt mit den spanischsprachigen Stadtbewohnern anwenden, was die Berührung mit dem gebildeten Spanisch der gehobenen chilenischen Schicht erlaubte (vgl. Reiter 1993: 111). Auf dem Land dagegen lernte man das Spanische durch das simple Zuhören und Nachsprechen mit den eigenen oft indianischen Arbeitskräften. Somit ergab sich ein deutlicher Unterschied im Niveau der Sprachbeherrschung zwischen Stadt- und Landbevölkerung.
Mit dem Anschluß an die Nord-Süd-Bahn änderte sich diese Situation jedoch beträchtlich. Durch die wirtschaftliche Blüte der Region angezogen, kam eine Flut chilenischer Zuwanderer vor allem in die Städte. Aber auch am Llanquihue-See ließen sich unter anderem zahlreiche chilenische Bahnarbeiter, aber auch qualifizierte Landarbeiter nieder.
Der verstärkte Kontakt mit der spanischen Sprache, der durch diese Entwicklung hervorgerufen wurde, hatte sehr bald merkbare Veränderungen in Sprache und Sprachgebrauch der Chilenen deutscher Abstammung zur Folge.
"Nachdem sie jahrelang eine fast monolinguale deutsche Sprachinsel in Chile gebildet hatten, entstanden nun verschiedene Ausprägungen und Stufen von Bilinguismus, die teilweise bis zu einem erneuten Übergang zum Monolinguismus führten, diesmal mit Spanisch als einziger Sprache." (Reiter 1993: 98f.)
Die Muttersprache der deutschen Siedler und deren Nachkommen am Llanquihue-See und der Region zwischen Valdivia und Osorno war bis ins 20. Jahrhundert ein Deutsch (vgl. Reiter 1993: 125), das sich durch relativ schnelle Zurückbildung verschiedener Dialektformen der einzelnen Einwanderergruppen auszeichnete. Mit der neuen Situation nach dem Anschluß an die Nord-Süd-Bahn und der damit verbundenen allgemeinen Öffnung des Gebietes wurde jedoch die deutsche Sprache durch die verstärkten Kontakte mit spanischsprachigen Bevölkerungsteilen immer mehr von spanischen Interferenzen beeinflußt.
"(...) besonders in der Llanquihue-Region wurde die Vermischung von Deutsch und Spanisch so üblich, daß die Deutschen in den Llanos die Sprache der Siedler abfällig Launa-Deutsch nannten (Verballhornung von laguna=See, Lagune)." (Reiter 1993: 125)
Spanische Wörter und Ausdrücke wurden an das deutsche Sprachsystem angepaßt, was bald zum typischen "Launa-Deutsch" führte. Bieregel/Müschen (1981) nennen zahlreiche solcher "palabras cognadas", sogenannte "falsche Freunde":
"Diese Firma macht uns starke Kompetenz."
vom Spanischen "esta firma nos hace fuerte competencia." (Vgl. Bieregel/Müschen 1981: 10)
"Ist der Brief mit Luftpost gekommen? Nein, mit der ordinären Post!"
vom Spanischen "¿Llegó esta carta por correo aéreo? ¡No, por correo ordinario!" (Vgl. Bieregel/Müschen 1981: 29)
Weiterhin gehen Bieregel/Müschen (1983: 25f.) auf verschiedene Hispanismen ein, die je nach Abgeschiedenheit der Region der Sprecher stärker oder schwächer ausgeprägt waren ("gehen wir zur pastelería" , zur Bäckerei, oder "die vacken geletschert", die Kühe gemolken, im Spanischen: lechar las vacas).
Welche Rolle der Zweite Weltkrieg für die sprachliche Assimilierung der Deutschstämmigen hatte, läßt sich aus einigen Äußerungen aus Interviews mit deutschstämmigen ChilenInnen der Llanquihue-Region erkennen:
"(...) mein Vater hat mir erzählt, daß als der [Zweite] Weltkrieg war, da wurds nicht gern gesehen in manchen Regionen, daß man Deutsch spricht. Aber das haben die ja nicht gewußt, wenn man zu Hause Deutsch geredet hat." (Interview Nr. 35)
"(...) denn wenn man auf der Straße Deutsch sprach, benannten uns alle als Gringos. (...) Ja, als Schimpfwort. Da hast du eben auf der Straße dann nicht Deutsch gesprochen. Dann hast du mehr im Haus und mit den Freunden privat gesprochen. Dagegen jetzt nicht: du sprichst im Bus Deutsch, du sprichst hier Deutsch und dort, no te importa. Und wenn sie dir auch Gringa sagen, no te importa. Aber damals hat es einem ein bißchen weh getan, so daß man sich dann zurückgezogen, geschämt hat. Und mehr noch, als Deutschland den Krieg verloren hatte." (Interview Nr. 5)
"La segunda guerra mundial, bueno: [influyó] en general al ser alemán. Porque aparecieron como los malos de la película. Puede haber influenciado eso al idioma también, sí." (Interview Nr. 27) 2
"(...) con Hitler y todo eso, muchos ocultaron o quicieron ocultar su idioma. (...) Y lo otro, por la propaganda. Se veía Hitler y los alemanes como los malos, entonces muchos, por no reconocerse o por no querer estar mal, negaron su raíz." (Interview Nr. 30)3
Dabei wird deutlich, daß eine Verlagerung des deutschen Sprachgebrauchs vom öffentlichen vornehmlich in den privaten Bereich und somit in die Domäne der Familie stattfand. Mit fortschreitender Assimilation sehen es viele der Deutschstämmigen außerdem als unhöflich an, vor anderen Mitmenschen, die Spanisch als Landessprache beherrschen, Deutsch zu sprechen.
Interessant ist zudem, daß die deutschen katholischen Einwanderer und deren Nachkommen im Gegensatz zu den Lutheranern eine recht schnelle Eingliederung in die chilenische Gesellschaft durchmachten. Der Zugang zur bestehenden chilenischen Gemeinde hat sich sehr bald für die Katholiken sozusagen automatisch ergeben und Mischehen mit ibero-chilenischen Partnern waren aufgrund des gleichen Glaubens viel eher als bei den Lutheranern üblich.
Auch Grandjot/Schmidt erklären die unterschiedliche Sprachbeherrschung von Katholiken und Protestanten damit, daß "der Protestant, der ins katholische Chile einwandert (...) seine Kirche und in ihr die deutsche Gottesdienstsprache" (Grandjot/Schmidt 1960: 35) mitbringt, der Katholik hingegen diese Bindung nicht eingeht.
Grandjot und Schmidt veröffentlichten 1960 die Ergebnisse einer Befragung von insgesamt 6.574 Deutschstämmigen des Gebietes südlich von Concepción bis Puerto Montt. Es ergab sich in jener Studie, daß 63 % der Befragten Deutsch und Spanisch gleichmäßig beherrschten, also ausgewogen zweisprachig waren. Oftmals seien sich die Befragten nicht bewußt gewesen, in welcher Sprache sie gerade gesprochen oder gedacht hätten. Welche der beiden Sprachen schließlich benutzt wurde, hing von den Umständen ab. "Die betreffende Antwort lautete in diesem Falle fast immer: wie es gerade kommt." (Schmidt 1963: 113). 18,5 % bevorzugten die deutsche Sprache und beherrschen Spanisch lediglich als eine Fremdsprache. Weitere 18,5 % hätten das Spanische bevorzugt, das Deutsche wäre in diesem Fall nur noch eine Fremdsprache für sie gewesen. Allgemein zeichnete sich mit steigender Generationszahl eine stärkere Neigung zum Spanischen ab. Auch auf die kritische Rolle von Mischehen wiesen Grandjot/Schmidt hin. Vor allem bei Kindern aus Mischehen mit deutschem Vater und chilenischer Mutter schien die deutsche Sprache verloren zu gehen. Reiter (1993: 111) weist unter anderem auch auf die besondere spracherhaltende Funktion deutsch-chilenischer Frauen und Mütter hin.
Inwiefern die jüngste Geschichte des Landes Einfluß auf die Erhaltung der deutschen Minderheit in Chile und deren Sprache gehabt haben mag, erklärt eine junge Chilenin deutscher Abstammung während eines in Puerto Varas geführten Interviews. Sie sieht die Ereignisse um 1970 mit dem Wahlsieg der "Unidad Popular" mit Salvador Allende als Präsidenten in enger Verbindung mit einer plötzlichen Wende der Sprachneigung der Deutsch-Chilenen hin zum Spanischen:
"[Das war] in dem Jahr 1970. Das hatte etwas mit der Politik zu tun. Denn wir hatten ja vorher ab 1958 den Alessandri, der war doch von der Rechtspartei. Und die, die von der Rechtspartei sind, das sind ja die Leute, die was haben, Ländereien und so. Und das waren doch auch vor allem die, die Deutsch gesprochen haben. Ja, dann kam der Allende rein, der war doch von der Linken. Und die haben doch Ländereien weggenommen. Und da war dann Deutsch plötzlich verpöhnt und man hat so wenig wie möglich Deutsch gesprochen."
Auch Born und Dickgießer sehen in diesem Zusammenhang eventuelle Folgen für das Deutsch-Chilenentum. Nicht geklärt sei unter anderem, inwiefern "die politischen Veränderungen in Chile (Sieg der Volksfront unter Allende einerseits, Putsch der Generäle unter Pinochet andererseits) auf die Gesamtzahl der Deutschsprachigen" (Born/Dickgießer 1989: 67) Auswirkungen gehabt haben, da sich als Folge der jeweiligen Machtwechsel recht bedeutende Emigrationswellen einstellten.
Dies führt uns zu der Frage nach der allgemeinen Zahl der Deutschstämmigen in Chile. Im nächsten Kapitel soll nach der bisherigen geschichtlichen Betrachtung ein Überblick über die aktuelle Situation der Chilenen deutscher Abstammung folgen.
Zur Zahl der deutschstämmigen Minderheit in Chile gibt es unterschiedliche Angaben, die sich je nach Quelle zwischen 150.000 und 200.000 Personen bewegen (Deutsch-Chilenischer Bund (Hg.) 1997: 331). Born und Dickgießer (1989: 67) gehen von 20.000 bis 35.000 Deutschsprachigen in Chile aus, wobei darauf hingewiesen werden muß, daß die Autoren hier auch Nachfahren von aus Österreich oder der Schweiz eingewanderten Siedlern einbeziehen. Geht man von einer Gesamtbevölkerung Chiles von rund 12,5 Mio. Einwohnern aus, haben die Deutschsprachigen einen Anteil von etwa 0,2 %. Viele Chilenen deutscher Abstammung besitzen außer der chilenischen auch die deutsche Staatsangehörigkeit. Insgesamt wird von 16.000 Inhabern eines bundesdeutschen Passes ausgegangen, während diese Zahl sowohl die fest ansässigen Chilenen deutscher Abstammung als auch die nur vorübergehend in Chile verweilenden Bundesdeutschen einbezieht (Born/Dickgießer 1989: 67).
Auch heute liegt das hauptsächliche Siedlungsgebiet der Deutschstämmigen noch im Süden Chiles, in der "Región de los Lagos", dem Seengebiet. Kleinere deutsche "Enklaven" sind in der Hauptstadt Santiago, in Peñaflor und bei Concepción und Temuco, dem ehemaligen "Frontera"-Gebiet, zu finden.
Deutsche Kultur und Sprache in Chile verdanken ihre Erhaltung und Pflege vor allem einer ausgeprägten deutschen institutionellen Infrastruktur, die in den ersten beiden Etappen der deutschen Einwanderung und bis in die zwanziger Jahre dieses Jahrhunderts spracherhaltend wirkte (Born/Dickgießer 1989: 68). Bereits kurz nach Ankunft der ersten deutschen Einwanderer wurden erste deutsche Vereinigungen gegründet, die entweder aus dem einfachen Wunsch nach Geselligkeit oder aber auch aus Notwendigkeit entstanden (vgl. Burdach/Vega 1994: 22). Es wurden Deutsche Vereine gegründet, Deutsche Schulen, lutheranische Kirchengemeinden, deutsche Feuerwehrvereinigungen, Sportvereine, Burschenschaften, Frauenvereine, Musik- und Sängergruppen, deutsche Altersheime, Krankenhäuser und Wohlfahrtsgruppen. Heute existiert nach wie vor ein Großteil dieser Vereinigungen, doch wird in den meisten von ihnen mittlerweile kein Deutsch mehr gesprochen. Die ehemals spracherhaltenden Institutionen sind Teil eines Teufelskreises geworden (vgl. Schobert 1983: 297): Durch die immer seltenere oder mangelhafte Verwendung der deutschen Sprache in den Familien verfügen die deutschstämmigen Kinder über immer weniger Vorkenntnisse und der Unterricht der Deutschen Schulen muß zwangsläufig diesen mangelhaften Kenntnissen angepaßt werden. Dadurch erreichen die Schüler mit Beendigung der Deutschen Schule eine viel geringere Sprachkompetenz als früher. Dies führt wiederum dazu, daß aufgrund dieser sprachlichen Unsicherheit auch in den Gottesdiensten und deutschen Vereinigungen immer weniger Deutsch verwendet wird, um sprachliche Mißverständnisse und Lücken zu vermeiden. Damit fällt eine weitere Übungsmöglichkeit zur Anwendung der deutschen Sprache weg. Außerdem sollen bereits 45 % der deutschen "Vereine und Institutionen heute auf nichtdeutschsprachige Mitglieder angewiesen sein, um zu überleben" (Schobert 1983: 287).
Nur in Ausnahmefällen wird heutzutage im Elternhaus deutschstämmiger Familien noch Deutsch gesprochen. Zum einen sind die mittlerweile weitverbreiteten Mischehen ein Grund dafür, daß die Familiensprache in der Regel Spanisch ist, zum anderen fühlen sich manche Eltern bereits selbst zu unsicher in der deutschen Sprache, als daß sie sich in der Lage fühlten, ihre Kinder mit der Muttersprache Deutsch großzuziehen. Ein weiteres Problem ist die oftmals negative Haltung der Kinder und Jugendlichen gegenüber dem Deutschen. In einer spanischsprachigen Umwelt scheint es ihnen für ihre soziale Integration und den gesellschaftlichen Aufstieg wichtiger, die spanische Sprache und nicht die deutsche zu sprechen, eine Sprache, mit der sie ohnehin nicht mehr viel verbindet (vgl. Reiter 1993: 113).
Dies bedeutet jedoch nicht eine allgemeine Geringschätzung oder ein niedriges Prestige der deutschen Sprache in Chile. Gerade unter den Erwachsenen ist die "Wertschätzung des Deutschen weiterhin sehr hoch" (Reiter 1993: 112). Deutsch wird vielfach als besondere Chance angesehen, als Wegbereiter zu besseren beruflichen Möglichkeiten und als Voraussetzung, später während des Studiums oder zu einem Praktikum nach Deutschland gehen zu können.
In einer Befragung (Burdach/Vega 1994) von 39 Chilenen deutscher Abstammung aus drei verschiedenen Generationen in der Llanquihue-Region wird deutlich, daß das Deutsche immer weniger verwendet wird und vor allem bei der jüngeren Generation eine eindeutige Neigung zum Spanischen vorherrscht. Erstaunlicherweise geben die Informanten aller drei Generationen an, sowohl die spanische als auch die deutsche Sprache zu verwenden: die Jüngeren noch bis zur Hälfte, die anderen zu drei Vierteln. Welche der beiden Sprachen gesprochen werde, hänge vor allem von dem Gesprächspartner und der jeweiligen Gesprächssituation ab. So spreche die Großelterngeneration untereinander und mit der Elterngeneration Deutsch, die Elterngeneration unter sich jedoch bereits mal Spanisch, mal Deutsch, mit einer Tendenz zum Spanischen. Die Kindergeneration spreche außer mit den Großeltern grundsätzlich Spanisch. Bei formellen oder öffentlichen Gesprächssituationen würde allgemein Spanisch gesprochen, bei informellen Gesprächssituationen der beiden älteren Generationen dagegen beide Sprachen oder vorzugsweise Spanisch, von den Jüngeren jedoch hauptsächlich nur Spanisch. Damit bleibt keine Sprachdomäne, die der deutschen Sprache reserviert wäre. Burdach und Vega stellen in der Sprachbeherrschung einen deutlichen Unterschied zwischen Katholiken und Lutheranern fest. Die katholischen Informanten hatten, wie sich im Rahmen der Befragung herausstellte, in allen drei Generationen die deutsche Sprache nahezu vollständing aufgegeben. Die Studie erhärtet den Eindruck, daß das Deutsche heute nur noch institutionell gestützt wird, während in alle anderen Bereiche das Spanische rasch eindringt.
Neben den Deutschen Schulen unterrichten und vermitteln vor allem das Goethe-Institut in Santiago und der Deutsch-Chilenische Bund (DCB) in speziellen Kursen die deutsche Sprache und bieten außerdem ein abwechslungsreiches Programm an kulturellen Veranstaltungen (Vorträge, Ausstellungen, Theater, Filme, Diskussionsrunden etc.).
Als chilenische Wochenzeitung in deutscher Sprache wird vom DCB in Santiago der "Condor" herausgegeben, der "aber offenbar nur von einer Minderheit der Deutschsprachigen angenommen wird" (Born/Dickgießer 1989: 72). Deutschsprachige Radioprogramme gibt es zahlreiche, die über das Land verteilt auf verschiedenen Frequenzen und zu ausgewählten Zeiten senden. Großer Beliebtheit unter den Chilenen deutscher Abstammung erfreut sich vor allem die Deutsche Welle.
Sprachen von Einwanderern wurden in Chile zwar nie verboten, jedoch hat auch zu keiner Zeit eine direkte staatliche Unterstützung oder Förderung im Rahmen eines Minderheitenschutzes existiert (vgl. Born/Dickgießer 1989: 70).
Nach der vorangegangenen grundsätzlichen Klärung der historischen Entwicklung und aktuellen Situation der Deutschstämmigen in Chile, soll im folgenden zur empirischen Untersuchung der soziolinguistischen Situation von Chilenen deutscher Abstammung im Jahre 1997 übergegangen werden.
Im Gegensatz zum Kolonisationsgebiet bei Valdivia und den Llanos, wo bereits bestehende Strukturen von den deutschen Einwanderern des letzten Jahrhunderts genutzt werden konnten und der Handel sich rasch zu entwickeln vermochte, war das Kolonisationsgebiet am Llanquihue-See eine geplante Agrarkolonisation auf Neuland, das sich lange Zeit durch seine isolierte Lage auf eine eigene deutsche Infrastruktur stützte, die als starker kultur- und spracherhaltender Faktor wirkte. Da das deutsche Siedlungsgebiet am Llanquihue-See aufgrund dieser Faktoren seine spezielle deutsche Eigenheit lange Zeit erhalten konnte und auch heute mit seinen Touristenzielen wie Frutillar noch als "besonders deutsch" gilt, konzentriert sich die empirische Untersuchung auf dieses Gebiet entlang des Llanquihue-Sees. Grundlage der Untersuchung ist die empirische Erhebung anhand von Fragebögen und Interviews in den am Llanquihue-See gelegenen Orten Frutillar, Llanquihue und Puerto Varas Anfang des Jahres 1997.
Die 1997 durchgeführte empirische Untersuchung zählt insgesamt 270 Fälle, die sich zusammensetzen aus:
Der Interview-Leitfaden stützte sich auf die im Fragebogen gestellten Fragen, enthielt jedoch zusätzliche Rating-Skalen (vgl. 5.2.5.5).
Die Ergebnisse der empirischen Untersuchung zur aktuellen soziolinguistischen Situation von Chilenen deutscher Abstammung lassen sich nach folgenden Unterpunkten gliedern:
40,7 % (110 Nennungen) der insgesamt 270 Befragten geben an, zwischen 31 und 50 Jahren alt zu sein und bilden damit die Altersgruppe mit dem größten Anteil.
Abbildung 1
Zu beachten ist allerdings, daß durch die Verteilung der Fragebögen an der Deutschen Schule bereits auf gewisse Art und Weise eine Beeinflussung der Altersverteilung der Befragten getroffen wurde, da zu erwarten war, daß die Elternschaft der schulpflichtigen Jugendlichen in ihrer Altersstruktur nicht zu weit auseinanderklaffen würde. Anhand einer Kreuztabelle ist deutlich zu erkennen, daß sich das Alter der in der Untersuchung befragten Elternschaft der Deutschen Schule Puerto Varas hauptsächlich auf die Altersgruppe zwischen 31 und 50 Jahren konzentriert, während insbesondere unter den Interviewpartnern eine Verteilung auf alle fünf Altersgruppen zu erkennen ist.
Die Geschlechterverteilung der Befragung ist außerordentlich ausgewogen: Bezogen auf die Gesamtsumme der Befragten (N=270) läßt sich ein Frauenanteil von 50,7 % (137 Nennungen) und ein Männeranteil von 47,8 % (129 Nennungen) nachweisen.
48,5 % aller Befragten (131 Nennungen) bekennen sich zum Katholizismus, 37 % (100 Nennungen) zum Protestantismus und 4,4 % (12 Nennungen) geben an, einer anderen Glaubensgemeinschaft anzugehören.
Bei Betrachtung der Häufigkeitstabelle zur Ausbildung der befragten Personen fällt ins Auge, daß 46,9 % (60 Nennungen) angaben, ein abgeschlossenes Studium nachweisen zu können. Immerhin 25,8 % (33 Nennungen) schafften es bis zur Beendigung der "Enseñanza Media", der Oberstufe, was einem Abiturabschluß entsprechen würde. Dies zeigt ein relativ hohes Bildungsniveau der Befragten, was als repräsentativ angesehen werden kann.
Betrachtet man die Verteilung in Berufsgruppen, ist unter den deutschstämmigen Befragten eine Konzentration auf wissenschaftliche Berufe (Ärzte, Juristen, Architekten, Biologen, Lehrer etc.) mit 23,5 % (42 Nennungen), auf land- und tierwirtschaftliche Berufe mit 21, 8 % (39 Nennungen) und auf Hausfrauentätigkeit mit 19,6 % (35 Nennungen) zu erkennen. Auffällig ist der hohe Anteil von Hausfrauen unter den Befragten deutscher Abstammung, der sich bei den Nichtdeutschstämmigen nur auf 9,4 % (5 Nennungen) beläuft.
Geburts- und Wohnort der Befragten konzentrieren sich auf die Provinz Llanquihue. Allein die Auswahl der Orte, von denen aus die vorliegende Untersuchung ausgeführt wurde, bewirkte eine regionale Konzentration, die sich in der Häufigkeitsverteilung der Variablen "Wohnort" wiederfindet: die drei am häufigsten angegebenen Wohnorte aller gültigen Antworten waren mit 51,7 % (119 Nennungen) Puerto Varas, mit 24,3 % (56 Nennungen) Llanquihue und mit 11,3 % (26 Nennungen) Frutillar.
Die Mehrheit der deutschen Vorfahren der Befragten kam mit der ersten großen Einwanderungswelle während der Jahre 1846 bis 1875 nach Chile. 65,4 % aller Angaben (89 Nennungen) der Befragung konzentrierten sich auf diesen Zeitraum.
Abbildung 2
60,3 % (117 Nennungen) der deutschstämmigen Befragten geben an, noch immer in deutschsprachige Gottesdienste zu gehen, 39,7 % (77 Nennungen) verneinen dies. Auf die Frage, ob in der eigenen Kirchengemeinde überhaupt noch deutsche Gottesdienste angeboten würden, antworten 61 % der Deutschstämmigen (111 Nennungen) mit Ja, 39 % (71 Nennungen) mit Nein.
Aus der Befragung wird außerdem erkenntlich, daß vor allem Deutschstämmige des fortgeschrittenen Alters an den deutschsprachigen Gottesdiensten teilnehmen.
Auf die Frage, ob der oder die Befragte jemals Mitglied einer deutschen Institution war, antworten 41 % (80 Nennungen) der Deutschstämmigen mit Ja, 59 % (115 Nennungen) mit Nein. Dies zeigt, daß die Mehrheit der Chilenen deutscher Abstammung nicht im Rahmen ihrer Minderheitengruppe institutionell organisiert ist.
Abbildung 3
Dabei ist festzustellen, daß Deutsch-Chilenen der fortgeschritteneren Altersgruppen und vor allem auch Protestanten eher dazu neigen, Mitglied in einer deutschen Vereinigung zu sein.
Zu Beginn der Fragebogenverteilung an der Deutschen Schule Puerto Varas stand eine besondere Frage: Wie sieht das Verhältnis von deutschstämmigen und nichtdeutschstämmigen Schülern aus? Bei einem Blick auf die Häufigkeitsangaben erkennt man eine eindeutig Mehrheit deutschstämmiger Schüler an der Deutschen Schule Puerto Varas: 66,2 % (139 Nennungen) der an der Schule Befragten bestätigen eine deutsche Abstammung, 33,8 % (71 Nennungen) verneinen diese. Es stellt sich heraus, daß 59,4 % (117 Nennungen) aller deutschstämmigen Befragten bestätigen, Deutsch als Unterrichtssprache gehabt zu haben. Immerhin 47,4 % (37 Nennungen) der Deutschstämmigen, die keinen muttersprachlichen Unterricht auf deutsch hatten, lernten Deutsch an der Schule als Fremdsprache.
38,7 % (77 Nennungen) der deutschstämmigen Befragten gaben an, über gute bis sehr gute Deutschkenntnisse zu verfügen, 35,2 % (70 Nennungen) schätzten ihre deutschen Sprachkenntnisse als mangelhaft bis schlecht ein. Hierbei handelt es sich um eine reine Selbstenschätzung der Befragten in den Kategorien "sehr gut", "gut", "mittel", "mangelhaft" und "schlecht".
Abbildung 4
Errechnet man den Mittelwert für die selbsteingeschätzten deutschen Sprachkenntnisse der deutschstämmigen Befragten, ergibt sich ein Wert, der mit mittleren Sprachkenntnissen gleichzusetzen ist.
Als nächstes soll untersucht werden, wer von den Befragten überhaupt noch im Elternhaus Deutsch gesprochen hat. 69,6 % (137 Nennungen) der Deutschstämmigen bejahen dies, auch wenn das nicht unbedingt bedeutet, daß tatsächlich regelmäßig und ausschließlich Deutsch gesprochen wurde.
Interessant ist im weiteren, mit wem Deutsch gesprochen wurde. Der Schwerpunkt scheint in diesem Zusammenhang in der engsten Familie zu liegen (Eltern, Großeltern). Diese Angaben lassen auf den eingeschränkten Gebrauch der deutschen Sprache schließen: Deutsch wird heute hauptsächlich nur noch in der Domäne der Familie und im privaten oder familiären Rahmen gesprochen.
Im Falle der Chilenen deutscher Abstammung steht der "Wert", den diese der deutschen Sprache zuordnen, in engem Zusammenhang mit der Motivation, eine Sprache überhaupt zu lernen, zu sprechen und zu pflegen. 64,6 % (62 Nennungen) der deutschstämmigen Befragten gaben in der empirischen Untersuchung an, daß für sie die deutsche Sprache ihren speziellen Wert aus der eigenen und familären Tradition habe. 33,3 % (32 Nennungen) gaben einen für sie hohen kulturellen Wert (deutsche Literatur, Lieder etc.) der deutschen Sprache an und 29,2 % (28 Nennungen) betonten die besseren Aufstiegschancen, die sich ihnen durch Kenntnis der deutschen Sprache eröffneten.
Fragen nach der Sprache, in der man sich lieber unterhält, zielen auf eine spontane Antwort ab, aus der man bei guter Beherrschung aller zur Wahl stehender Sprachen unter anderem auch Spracheinstellungen ableiten kann. Ein Zusammenhang zwischen der relativ guten deutschen Sprachbeherrschung und der Aussage, allgemein und in der Familie lieber auf Deutsch zu sprechen, wird mit der Auswertung der Befragung bestätigt.
Bei den Hauptgründen, allgemein im täglichen Leben mehr Spanisch als Deutsch zu sprechen, konzentrieren sich die Antworten auf sechs Schwerpunkte: 39,7 % (50 Nennungen) der Befragten betonen die Situation, daß die Landes- und Mehrheitssprache in Chile nun einmal Spanisch sei; 34,9 % (44 Nennungen) nennen die Rücksicht gegenüber Spanischsprachigen, die Deutsch nicht verstünden; 19,8 % (25 Nennungen) führen Mischehen zwischen Deutschsprachigen und Nichtdeutschsprachigen an; 15,9 % (20 Nennungen) erwähnen den starken Einfluß der USA und die starke Konkurrenz der englischen Sprache; 13,5 % (17 Nennungen) meinen, Deutsch sei eine zu schwere Sprache und 10,3 % (13 Nennungen) bezogen sich schließlich auf die fehlenden Übungsmöglichkeiten und Gelegenheiten, Deutsch überhaupt anwenden zu können. Als zusätzlicher Faktor des Sprachwechsels wird von 14,3 % (19 Nennungen) der Befragten eine zunehmend umstrittene Rolle der Deutschen Schulen in der Vermittlung der deutschen Sprache genannt (s. u.). Weitere 14,3 % (19 Nennungen) betonen, daß Deutsch keine Weltsprache wie Englisch sei, weshalb es an Beliebtheit und Wichtigkeit einbüße. 11,3 % (15 Nennungen) gehen schließlich auf die fehlende Motivation ein, die deutsche Sprache zu lernen oder weiterhin zu erhalten.
Dies führt zu der Frage, was denn wichtig wäre, um den Gebrauch der deutschen Spache im täglichen Leben zu fördern und dem Sprachverlust Einhalt zu gebieten. 23,1 % (33 Nennungen) der deutschstämmigen Befragten gingen dabei kritisch auf die Rolle des Deutschunterrichts der Deutschen Schulen ein. Der Unterricht müsse interessanter und besser gestaltet werden, wobei 13,3 % (19 Nennungen) außerdem betonen, daß mehr Lehrer aus Deutschland gebraucht würden. 16,1 % (23 Nennungen) äußern, daß mehr Motivation zum Lernen und Erhalt der deutschen Sprache geschaffen werden müßten und besser über Deutschland informiert werden sollte. 12,6 % (18 Nennungen) schlagen schließlich vor, daß verstärkte Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland aufgebaut werden sollten, um den geschäftlichen Kontakt mit Deutschland und somit auch die Motivation, Deutsch zu lernen, zu unterstützen.
Anschließend wird untersucht, ob der Zweite Weltkrieg den Gebrauch der deutschen Sprache in irgendeiner Art und Weise beeinflußt hat. 64,2 % (104 Nennungen) der Befragten verneinen dies, 35,8 % (58 Nennungen) können sich einen Einfluß der Ereignisse der damaligen Jahre zumindest vorstellen. 28,8 % (15 Nennungen) verweisen zusätzlich auf das allgemeine schlechte Deutschlandbild der damaligen Zeit und weitere 25 % (13 Nennungen) der Befragten sind der Meinung, daß damals allgemein in der Öffentlichkeit weniger Deutsch gesprochen wurde. Auf der anderen Seite werden die neu eintreffenden deutschen Einwanderer von 25 % (13 Nennungen) erwähnt, die sozusagen ein "frisches Deutsch" mit nach Chile brachten.
Auf die Frage nach der Rolle deutscher Gruppierungen und Organisationen während der Jahre in Chile gehen nur sehr wenige der Befragten ein (nur 16,6 % beantworten diese Frage überhaupt). 9 % dieser Antwortgebenden betonen dabei die verstärkte Unterstützung der deutschen Sprach- und Kulturarbeit durch jene Gruppierungen.
Der tatsächliche Sprachwechsel vom Deutschen zum Spanischen unter den Deutschsprachigen in Chile wird von der Mehrheit der deutschstämmigen Befragten in den Zeitraum der fünfziger bis siebziger Jahre eingeordnet. Diese Angaben stimmen mit der Einschätzung überein, daß Mischehen verstärkt nach den fünfziger Jahren auftreten, und bestärken Blancpains Ausführungen (1985) über einen Zusammenhang zwischen dem vermehrten Auftreten von Mischehen und dem Sprachwechsel vom Deutschen zum Spanischen.
Allgemein ergaben sich bei der Auswertung der Umfrage gewisse Zusammenhänge zwischen einer guten deutschen Sprachbeherrschung und ...
Außerdem ergaben sich auffällige Zusammenhänge zwischen guten deutschen Sprachkenntnissen und ...
Zum soziokulturellen Hintergrund gehören vor allem Fragen zur "deutsche Kultur" und Bräuchen, zur Selbstbezeichnung und Identifikation mit den deutschen Wurzeln, zum "Deutschen-Bild" der Befragten, zu Unterschiede zwischen Chilenen deutscher Abstammung und den heutigen deutschen Bundesbürgern und ob der oder die Befragte jemals selbst in Deutschland war.
Auf die Frage, ob den Befragten von ihren Eltern oder der unmittelbaren Umgebung "deutsche Kultur" vermittelt wurde, antworten 79,9 % (147 Nennungen) mit Ja, 20,1 % (37 Nennungen) mit Nein. Interessant ist nun, genauer nachzuforschen, was von ihnen unter "deutscher Kultur" verstanden wird. 35,8 % (63 Nennungen) der Deutschstämmigen nennen deutsche Traditionen und Bräuche wie das Weihnachts- oder Osterfest als wichtigsten Bestandteil dieser weitergegebenen deutschen Kultur. 28,4 % (50 Nennungen) betonen die Anerkennung und das Wissen über deutsche Literatur, Musik und allgemeine Kunst, 12,5 % (22 Nennungen) verweisen auf besondere Eigenschaften, die den Deutschen oder Deutschstämmigen zugeschrieben werden (wie Fleiß, Ordnung etc.), und 9,7 % (17 Nennungen) nennen als offensichtliche Besonderheit eine typisch deutsche Wohn- und Pflanzenkultur.
Auch aus den Antworten auf die Frage, ob es in der eigenen näheren Umgebung und Umwelt bestimmte Bräuche, Aktivitäten oder Ausdrücke deutschen Ursprungs gäbe, geht mit 36 % (105 Nennungen) der Antworten eine Konzentration auf Bräuche und Traditionen zu bestimmten Festen hervor: Ostern, Weihnachten, Bierfest, Kirmes usw. Es folgen mit 30,1 % (88 Nennungen) typisch deutsche Gerichte (Kuchen, die Brotzeit "Once" etc.), mit 12,7 % (37 Nennungen) deutsche Musik und mit 10,3 % (30 Nennungen) deutsche Namen und Wörter, die in der jeweiligen Gegend verbreitet und üblich sind. Ein deutscher Einfluß wird außerdem im Zusammenhang mit den deutschen Institutionen und Vereinigungen (5,1 %), in der Landwirtschaft (1,4 %), der Architektur und im Stadtbild (1,4 %), im chilenischen Militär (0,7 %) und schließlich in einer unter den Deutschstämmigen üblichen Art, den Tisch zu decken (0,3 %), gesehen.
Überraschend ist der hohe Anteil von 70,5 % (136 Nennungen) der befragten Deutschstämmigen, die selbst noch nie in Deutschland gewesen sind und das Land ihrer Vorfahren somit nie selbst kennenlernen konnten.
Dies bedeutet, daß vor allem die jüngeren Generationen nach Deutschland reisen, was im Zusammenhang mit den besseren Möglichkeiten des Schüler- und Studentenaustausches stehen könnte.
Die eindeutige Mehrzahl der befragten Deutschstämmigen in Chile versteht sich selbst als "Chilenen deutscher Abstammung".
Abbildung 5
88,7 % (165 Nennungen) der befragten Deutschstämmigen sind stolz auf ihre deutschen Wurzeln.
Auffällig ist, wie sich die Chilenen deutscher Abstammung einerseits im Gegensatz zu den Ibero-Chilenen und andererseits im Gegensatz zu den heutigen deutschen Bundesbürgern sehen.
21,1 % (58 Nennungen) der Befragten nennen "arbeitsam" und "fleißig" als typisch deutsche Eigenschaften, 14,5 % (40 Nennungen) geben "pünktlich", 11,3 % (31 Nennungen) "verantwortungsbewußt" und 10,5 % (29 Nennungen) "ordentlich" als typische Charaktereigenschaften an. Es handelt sich hier also um eine positive Abgrenzung der eigenen deutschstämmigen Minderheit von der nichtdeutschstämmigen Allgemeinheit, denn "arbeitsam", "fleißig", "pünktlich", "verantwortungsbewußt" und "ordentlich" können als durchweg positive Attribute gewertet werden.
Betrachten wir nun die Häufigkeitsverteilung der Antworten zur Andersartigkeit der Bundesdeutschen. 75,8 % (119 Nennungen) der deutschstämmigen Befragten meinen, daß die Chilenen deutscher Abstammung anders als die heutigen Bundesdeutschen sind und sich in verschiedenen Punkten von ihnen unterscheiden. Inwiefern sich diese Andersartigkeit äußert, ist an folgenden Antworten ersichtlich: 35 % (105 Nennungen) der Befragten meinen, der Chilene deutscher Abstammung sei sozialer, offener und freundlicher als der Bundesdeutsche. 28 % (84 Nennungen) bezeichnen den Chilenen deutscher Abstammung als weniger "direkt", "hart", oder "streng". 10,2 % (30 Nennungen) meinen, der Chilene deutscher Abstammung sei "altmodischer" und "konservativer" als der heutige Bundesdeutsche. 8,6 % (26 Nennungen) finden die Chilenen deutscher Abstammung "gelassener" und "fröhlicher" als die Bundesdeutschen, welche wiederum oftmals mit "verkrampft" beschrieben werden. Es läßt sich also auch in diesem Zusammenhang von einer positiven Identifikation und Abgrenzung gegenüber den Bundesdeutschen sprechen. Es ergibt sich insgesamt ein recht lockeres, freundliches, traditionsbewußtes und fröhliches Eigenbild der Chilenen deutscher Abstammung.
Im Gegensatz zu den Fragebögen enthielt der Interview-Leitfaden dreizehn zusätzliche Rating-Skalen, bei denen vor allem spontane Einschätzungen und Einstellungen festgehalten werden sollten. Angaben und Reaktionen zur Größe der deutschstämmigen Minderheit in Chile, zum Vorkommen von Mischehen, zum Ansehen der deutschen Sprache und der deutsch-chilenischen Eigengruppe, zum politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Einfluß der Deutschstämmigen in Chile und schließlich zur Gruppensolidarität der Eigengruppe wurden als zusätzliche Daten der empirischen Untersuchung von insgesamt 36 Interviewpartnern erhoben.
30,6 % (11 Nennungen) der Interviewpartner schätzten den Anteil der Deutschstämmigen an der Gesamtbevölkerung Chiles auf 1-5 %, weitere 30,6 % der Interviewpartner (11 Nennungen) schätzten ihn auf 15-20 %.
Die Mehrzahl der Interviewten (25 von 36) gab den Anteil der Eigengruppe an der Gesamtbevölkerung mit über 5 % an und überschätzte somit die Größe der deutschstämmigen Minderheit erheblich. Geht man von einer Gesamtbevölkerung Chiles von rund 12,5 Mio. Einwohnern aus, machen die Deutschstämmigen in Chile nämlich gerade einen Anteil von gut 1,4 % aus!
Da bei den Rating-Fragen zum Vergleich meist zwei Einschätzungen gegeben werden mußten, sollen diese zusammengehörigen Werte teilweise gegenübergestellt werden. Durch diese Gegenüberstellung wird zugleich die Wahrnehmung der Eigengruppe und der Fremdgruppe durch die Deutschstämmigen deutlich.
83,3 % (30 Nennungen) der befragten Chilenen deutscher Abstammung schätzen das allgemeine Ansehen der Deutschstämmigen in Chile heutzutage als "gut" oder "sehr gut" ein, wohingegen eine vergleichbare Einstufung des Ansehens der Ibero-Chilenen nur von 50 % (18 Nennungen) getroffen wird. Vergleicht man diese Angaben mit den Einschätzungen, die über das Ansehen der Deutschstämmigen und Ibero-Chilenen vor dem Zweiten Weltkrieg gemacht wurden, ergibt sich kein großer Unterschied: 83,3 % (30 Nennungen) der Interviewpartner beurteilen das Ansehen der Deutschstämmigen in Chile vor dem Zweiten Weltkrieg als "gut" oder "sehr gut", wohingegen eine vergleichbare Einstufung der Ibero-Chilenen von nur 47,3 % (17 Nennungen) der Befragten erfolgt.
Betrachtet man die Angaben über das Ansehen oder Prestige der deutschen und spanischen Sprache, fällt die Bewertung umgekehrt aus: nur noch 41,6 % (15 Nennungen) der deutschstämmigen Interviewpartner beurteilen das Ansehen der deutschen Sprache in Chile als "gut" bis "sehr gut", 11,1 % (4 Nennungen) als "eher schlecht" bis "schlecht". 83,3 % (30 Nennungen) dagegen schätzen das Ansehen der spanischen Sprache, der Landessprache in Chile, als "gut bis "sehr gut" ein. Keiner der Interviewpartner beurteilte das Prestige der spanischen Sprache als "eher schlecht" oder "schlecht".
Damit bleibt zu überprüfen, ob ein Zusammenhang zwischen dem eingeschätzten Ansehen der deutschen Sprache und den jeweiligen Sprachkenntnissen der Interviewpartner besteht. Dazu wurde eine Berechnung der Korrelationskoeffizienten der entsprechenden Variablen durchgeführt, bei der sich jedoch keine Signifikanz einstellte. Es muß demnach in diesem Fall die Nullhypothese angenommen und davon ausgegangen werden, daß kein Zusammenhang besteht. Gleiches gilt für die Korrelation der Sprachkenntnisse mit dem Ansehen der Eigengruppe: auch hier ist der Koeffizient nicht signifikant.
Um zu erfahren, wie hoch die Chilenen deutscher Abstammung den Einfluß und die Stärke ihrer Eigengruppe in Chile einschätzen, wurde in den Interviews nach dem geschätzten politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Einfluß der Deutschstämmigen gefragt.
Hier ergibt sich, daß 77,8 % (28 Nennungen) der Interviewpartner den politischen Einfluß der Eigengruppe in Chile als "gering" oder "mittel" einstufen. Auf dem politischen Sektor haben die Ibero-Chilenen laut Einschätzung der deutschstämmigen Befragten also eindeutige Dominanz.
Wie stark sich die Deutschstämmigen in der Wirtschaft und dem Geschäftsleben Chiles vertreten fühlen, wird aus den folgenden Ergebnissen deutlich: 58,4 % (21 Nennungen) meinen, die Deutschstämmigen seien "stark" bis "sehr stark" in der chilenischen Wirtschaft vertreten, 41,7 % (15 Nennungen) geben "schwach vertreten" bis "mittel" an. Trotz einer leichten Dominanz der Ibero-Chilenen schätzen die Befragten den Anteil, den die Deutschstämmigen am wirtschaftliche Sektor in Chile haben, als recht hoch an.
Die Repräsentanz der Deutschstämmigen im kulturellen Bereich Chiles beurteilen 47,2 % (17 Nennungen) der Interviewpartner als stark bis sehr stark.
Auf die Frage, wie wohlhabend die Interviewpartner die Deutschstämmigen in Chile einschätzen, schätzen 52,8 % (19 Nennungen) der Befragten die Deutschstämmigen als "wohlhabend" bis "sehr wohlhabend" ein Eine ähnlich hohe Einstufung der Ibero-Chilenen erfolgte nur noch durch 22,2 % (8 Nennungen) der Interviewpartner. Damit werden die Deutschstämmigen in Chile von den Befragten als bedeutend wohlhabender angesehen.
Auf die Frage, wie stolz die Deutschstämmigen als Gruppe auf ihre kulturelle Geschichte und ihre Errungenschaften in Chile sind, ergeben sich folgende Reaktionen der Interviewpartner: 97,2 % (35 Nennungen) schätzen den allgemeinen Stolz der Deutschstämmigen in Chile auf stark bis sehr stark ein. Den Stolz anderer Einwanderergruppen schätzen nur 61,1 % (22 Nennungen) der Befragten Stolz als stark bis sehr stark ein. Dies läßt auf eine starke Identifikation der befragten Deutschstämmigen mit ihrer Eigengruppe schließen.
Bezogen auf den Gruppenzusammenhalt und das Solidaritätsgefühl unter den Mitgliedern wurden drei verschiedene Fragen gestellt, die sich auf die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft beziehen. Da ein bestimmtes Maß an Zusammengehörigkeitsgefühl Voraussetzung der Existenz einer Minderheit oder einer Gruppe allgemein ist, soll hier versucht werden, einen Eindruck der Entwicklung dieses Gruppengefühls im Laufe der Zeit zu erhalten.
Zunächst wurde nach dem gegenwärtigen Gruppenzusammenhalt gefragt. 52,8 % der Interviewpartner (19 Nennungen) schätzen dieses Gruppengefühl der Deutschstämmigen in Chile als "stark" bis "sehr stark" ein. Für die vergangene Zeit, nämlich vor dem Zweiten Weltkrieg, wird der Gruppenzusammenhalt der Deutschstämmigen von 91,7 % (33 Nennungen) der Befragten als "stark" bis "sehr stark" eingestuft. Für die Vergangenheit wird demnach für die Deutschstämmigen insbesondere zur Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg ein bedeutend höherer Gruppenzusammenhalt angenommen. Betrachtet man die Einschätzungen für die Zukunft, nehmen 52,8 % der Interviewpartner (19 Nennungen) nur noch ein schwaches bis mittleres Gruppengefühl der Deutschstämmigen an. Dies macht eine erwartete starke Abnahme des Gruppengefühls unter den Deutschstämmigen in Chile offensichtlich.
Ausgehend von der Annahme, daß für die Formulierung von ethnischer Identität das Zusammenspiel von drei Faktoren "paternity" (Abstammung), "patrimony" (kulturelles Erbe und Sprache) und "phenomenology" (Wertvorstellungen) entscheidend ist (vgl. Fishman 1977: 17, Haarmann 1991: 11), soll untersucht werden, inwieweit diese Faktoren ausschlaggebend für die Chilenen deutscher Abstammung und deren Selbstverständnis sind.
Die Befragten der empirischen Untersuchung beschreiben die gemeinsame deutsche Abstammung und einen gewissen Stolz über diese deutschen Wurzeln als wichtigen Bestandteil ihrer Identität und ihres Selbstverständnisses. Ein Grund dafür scheint in der gemeinsamen Vergangenheit zu liegen. Wegen der harten anfänglichen Umstände, denen die ersten deutschen Siedler in Chile begegneten, und der Aufbauleistungen, die Deutschstämmige in ihrer neuen Heimat vollbrachten, ist ein gesunder allgemeiner Stolz auf die Geschichte der eigenen Vorfahren im Lande weit verbreitet.
Die große Mehrheit der deutschstämmigen Befragten bestätigt, von ihren Eltern oder der unmittelbaren Umgebung "deutsche Kultur" vermittelt bekommen zu haben. Neben Traditionen, der deutschen Sprache und verschiedenen deutschen Bräuchen werden auch bestimmte Eigenschaften, die den Deutschen oder Deutschstämmigen allgemein zugeschrieben werden, als Bestandteile des kulturellen Erbes verstanden.
Entscheidend für die Formung ethnischer Identität sind jedoch nicht nur eine gemeinsame Abstammung sowie ein gemeinsames kulturelles Erbe, sondern auch die Art und Weise, wie diese bewertet werden. Die befragten Chilenen deutscher Abstammung grenzen sich in ihrem Empfinden von den Ibero-Chilenen wie auch von den heutigen Bundesdeutschen ab. Unterschiede zu den Ibero-Chilenen werden hauptsächlich mit dem unterschiedlichen kulturellen Erbe begründet. Das eigene kulturelle Erbe wird positiv gewertet; die Chilenen deutscher Abstammung grenzen sich positiv sowohl von der nichtdeutschstämmigen chilenischen Allgemeinheit als auch von den deutschen Bundesbürgern ab.
Aus diesen Überlegungen heraus können wir annehmen, daß für die Identifikation mit der deutschstämmigen Minderheit in Chile ethnische Kategorien wie die gemeinsame Abstammung, gemeinsame Traditionen und Verhaltensweisen sowie die deutsche Sprache von erheblicher Bedeutung sind. Es erscheint demnach legitim, in diesem Fall von einer ethnischen Gruppe zu sprechen und ihre Situation nach ethnolinguistischen Kriterien zu untersuchen.
Mit Hilfe der "Ethnolinguistic Identity Theory" von Giles und Johnson (1987) und der "Theory of Language in Ethnic Group Relations" von Giles/Bourhis/Taylor (1977) soll eine Einschätzung der soziolinguistischen Situation der Chilenen deutscher Abstammung entwickelt werden.
Bei dem Versuch, die Gruppe der Chilenen deutscher Abstammung anhand der strukturellen Variablen, die nach Giles/Bourhis/Taylor die Vitalität einer Gruppe ausmachen, einzuordnen und zu untersuchen, werden zunächst die einzelnen grundlegenden Faktoren der Vitalität einer Gruppe getrennt betrachtet.
Geht man von einer Gesamtbevölkerung Chiles von rund 12,5 Mio. Einwohnern und einer Zahl von 150.000 bis 200.000 Deutschstämmigen in Chile aus (vgl. Deutsch-Chilenischer Bund (Hg.) 1997: 331), haben die Deutschstämmigen damit einen Anteil an der Gesamtbevölkerung Chiles von gut 1,4 %. Das hauptsächliche Siedlungsgebiet der Chilenen deutscher Abstammung befindet sich nach wie vor im Süden Chiles, in der "Región de los Lagos", der landwirtschaftlich geprägten Seenregion. Kleinere deutsche "Enklaven" sind in der Hauptstadt, Santiago de Chile, in Peñaflor und bei Concepción und Temuco, dem ehemligen "Frontera"-Gebiet zu finden. Mischehen Deutschstämmiger mit Nichtdeutschstämmigen sind grundsätzlich verbreitet.
Bei den Statusfaktoren unterscheiden wir vier Untergruppen:
Hinsichtlich des ökonomischen Status kann festgestellt werden, daß die Chilenen deutscher Abstammung eine relativ starke Teilhabe am wirtschaftlichen Leben Chiles haben. Auch die eigenen Einschätzungen von Mitgliedern der deutschstämmigen Minderheit bestätigten einen relativ hohen Anteil der Chilenen deutscher Abstammung am wirtschaftlichen Sektor Chiles.
Der soziale Status, der eine gewisse Selbstachtung und den Grad sozialer Selbsteinschätzung der Eigengruppe darstellt, kann anhand der Ergebnisse der empirischen Untersuchung als hoch eingeschätzt werden. Die große Mehrheit der Befragten schätzt das allgemeine Ansehen der Eigengruppe heutzutage als "gut" bis "sehr gut" ein. Man kann also grundsätzlich von einem hohen sozialen Status der Chilenen deutscher Abstammung ausgehen.
Betrachtet man die Ergebnisse des zusätzlichen Fragenkomplexes des Interview-Leitfadens, wird auch ein hoher sozialhistorischer Status der Chilenen deutscher Abstammung deutlich. Auf die Frage, wie stolz die Deutschstämmigen insgesamt als Gruppe auf ihre gemeinsame Vergangenheit und kulturelle Geschichte sind, stuften die Interviewpartner dieses sogenannte kollektive historische Bewußtsein und den gewissen Stolz darüber als stark bis sehr stark ein. Der sozialhistorische Status der Chilenen deutscher Abstammung ist demnach als hoch anzunehmen.
Hinsichtlich des sprachlichen Status sieht die Situation etwas anders aus. Der Mittelwert der erhobenen Einschätzungen des Ansehens der deutschen Sprache in Chile durch die deutschstämmigen Befragten liegt bei einer mittleren Einstufung. Zunehmend befindet sich das Deutsche außerdem in einer Art Konkurrenzsituation mit dem Englischen, das hinsichtlich des sozialen Fortkommens als wichtiger eingeschätzt wird als das Deutsche. Zwar hat die deutsche Sprache für viele Deutschstämmige in Chile auch heute noch einen ganz konkreten Wert, der meist mit der einfachen Tradition, kulturellem Verständnis und schließlich auch besseren beruflichen und sozialen Aufstiegschancen umschrieben wird, doch muß man von einem allgemeinen sprachlichen Status ausgehen, der sich eher im mittleren Bereich befindet.
Der institutionelle Faktor kann für die Gruppe der Chilenen deutscher Abstammung auch heute noch als stark ausgeprägt angesehen weden. Es existiert eine ausgeprägte institutionelle deutsche Infrastruktur in Chile, die sowohl Deutsche Schulen als auch Deutsche Vereine, Kirchengemeinden, kulturelle Vereinigungen, Altersheime und Krankenhäuser umfaßt. Als chilenische Wochenzeitung in deutscher Sprache erscheint der "Condor", deutschsprachige Radioprogramme senden über das ganze Land auf verschiedenen Frequenzen und die "Deutsche Welle" erfreut sich im Fernsehen großer Beliebtheit.
Anhand der beschriebenen Faktoren ist es nach Giles/Bourhis/Taylor nun möglich, die Gruppe der Chilenen deutscher Abstammung danach zu klassifizieren, ob sie eine niedrige, mittlere oder hohe Vitalität besitzt. Eine Schwierigkeit liegt allerdings in der "Meßbarkeit" der jeweiligen Stärke der Faktoren und der Gesamtvitalität der Gruppe. Nicht klar ist, in welchem Maße die Höhe der demographischen und Status-Faktoren und schließlich die Höhe des Faktors der institutionellen Unterstützung ausschlaggebend für die Vitalität einer Gruppe sind.
Setzte man, wie in unserem Fall, die demographischen Faktoren eher niedrig, die Status-Faktoren insgesamt hoch und die Faktoren der institutionellen Unterstützung relativ hoch, würde man auf eine mittlere bis hohe Einschätzung der Vitalität der Chilenen deutsche Abstammung kommen. Da jedoch die Hypothese von Giles/Bourhis/Taylor (1977) zusammengefaßt besagt, daß eine hohe Gruppenvitalität zu einem eher divergierenden Sprachgebrauch und eine niedrige Gruppenvitalität zu einem eher konvergierenden Sprachgebrauch führt, mag diese Einschätzung der Vitalität in Verbindung mit der aktuellen Sprachsituation der Chilenen deutscher Abstammung vorerst überraschend wirken. Wenn man für die Gruppe der Chilenen deutscher Abstammung nämlich eine hohe Vitalität annimmt, müßten die Deutschstämmigen in Chile gemäß der Theorie von Giles/Bourhis/Taylor (1977) zu einem eher divergierenden Sprachgebrauch tendieren. Dies würde bedeuten, daß die deutsche Sprache innerhalb der deutsch-chilenischen Minderheit eine größere Bedeutung haben müßte, als sie tatsächlich hat. Warum ist demnach die Gruppe der Chilenen deutscher Abstammung, die nach vorhergehender Einschätzung über eine mittlere bis hohe Vitalität verfügt, eher bestrebt, sich sprachlich an die Mehrheitsgruppe der muttersprachlich Spanischsprachigen in Chile anzupassen?
Giles/Bourhis/Taylor weisen in Bezugnahme auf Tajfel (1974) darauf hin, daß eine Betonung von Unterschieden zwischen Gruppen unter anderem auch darin begründet sein kann, daß die Gruppe selbst ihren Status als "illegitim" und "instabil" empfindet (vgl. Giles/Bourhis/Taylor 1977: 333). Kehrt man diese Aussage um, bedeutet dies, so in unserem Fall, daß das bewußte Nichtbetonen von Unterschieden zwischen Gruppen und die sprachliche Anpassung an die andere Gruppe darin begründet sein mag, daß die Gruppe der Chilenen deutscher Abstammung z. B. ihren Status als "legitim" und "stabil" empfindet. Dies führt uns zu der Diskussion subjektiver Wahrnehmungs- und Berwertungsmomente.
Subjektive Faktoren setzen sich aus der Art und Weise, wie eine Gruppe von außen wahrgenommen wird (Fremdwahrnehmung) und der Art und Weise, wie sich eine Gruppe selbst sieht (Selbstwahrnehmung) zusammen.
In bezug auf die Fremdwahrnehmung der Chilenen deutscher Abstammung, d. h. auf die Art und Weise, wie die Deutschstämmigen von nichtdeutschstämmigen Chilenen wahrgenommen werden, wird allgemein deutlich, daß die Chilenen deutscher Abstammung mit ihren Errungenschaften und Aufbauleistungen in der Geschichte und Gegenwart Chiles eine hohe Anerkennung genießen. Die Deutschstämmigen werden von den Ibero-Chilenen grundsätzlich als fleißige und aufrichtige Landsleute gesehen, die außergewöhnlich viel zum Aufbau und zur Entwicklung Chiles beigetragen haben.
In der von den Chilenen deutscher Abstammung selbst wahrgenommenen Außensicht ihrer Gruppe klingt oft ein kritischer Unterton mit. Aus vielen Bemerkungen, wie sich die Deutschstämmigen von der Fremdgruppe wahrgenommen fühlen, geht hervor, daß oftmals eine Art Neid seitens der Ibero-Chilenen auf die relativ gute soziale und wirtschaftliche Stellung der Chilenen deutscher Abstammung in Chile angenommen wird. Ein Chilene deutscher Abstammung sagt in einem der Interviews:
"Die Chilenen denken, wir sondern uns ab. Da kommt dann leicht Neid auf. Die Deutschstämmigen sind nun mal fleißig und hart im Nehmen."
Im Allgemeinen entsteht keine große Diskrepanz zwischen "Innensicht" und "Außensicht" und der Status der Chilenen deutscher Abstammung wird grundsätzlich positiv eingeschätzt. Man kann also insgesamt davon ausgehen, daß dieser positiv eingeschätzte Status von den Deutschstämmigen auch als legitim und stabil angesehen wird. Damit würde sich die Annahme von Giles/Bourhis/Taylor (1977: 333) bestätigen.
Giles und Johnson nennen fünf Grundvoraussetzungen der Sprachbewahrung (Giles/Johnson 1987: 72). Basierend auf ihrem Modell soll an dieser Stelle eine kurze Einschätzung der soziolinguistischen Situation von Chilenen deutscher Abstammung erfolgen.
Grundsätzlich identifizieren sich die Deutschstämmigen in Chile zwar relativ stark mit ihrer Eigengruppe, jedoch spielt die deutsche Sprache als Marker ihrer Identität eine relativ geringe Rolle. Auch die bewußte Wahrnehmung von Möglichkeiten einer Veränderung der eigenen Gruppensituation würde nicht zu einem verstärkt divergenten Sprachverhalten der Chilenen deutscher Abstammung führen.
Allgemein schätzen die Deutschstämmigen die Vitalität ihrer Eigengruppe als mittel ein und empfinden die Abgrenzung ihrer Eigengruppe nach außen meist als offen und eher schwach. Außerdem ist anzunehmen, daß sie sich neben der Eigengruppe auch mit anderen sozialen Gruppen identifizieren.
Betrachtet man nun die erweiterten Modelle zur Sprachbewahrung und zum Sprachwechsel von Giles/Johnson (1987), wird man festellen, daß das Modell der Sprachbewahrung in seinen einzelnen Voraussetzungen der Situation der Chilenen deutscher Abstammung entspricht.
Wie kommt es, daß nach theoretischen Gesichtspunkten eine Situation der Chilenen deutscher Abstammung angenommen wird, in der die Sprachbewahrung vorherrschend ist, die Realität jedoch eindeutig vom Sprachverlust des Deutschen gekennzeichnet ist? Eine Erklärung könnte in der Grundvoraussetzung der Identifizierung mit der Eigengruppe liegen. Zwar identifizieren sich die Chilenen deutscher Abstammung stark mit ihrer Eigengruppe und mit ihrer deutschen Abstammung, doch sehen sie diese und somit sich selbst als Teil der chilenischen Realität. Dies wird mitunter auch in dem Selbstverständnis der Deutschstämmigen als "Chilenen deutscher Abstammung" deutlich, wobei immer wieder betont wird: "(...) wir sind aber Chilenen!"
Basierend auf ökologischen Variablen entwickelt Haarmann (1986: 11ff.) eine genaue Beschreibung von extremen Bedingungen eines Sprachwechsels. Diesem Modell entsprechend soll hier eine Einschätzung der soziolinguistischen Situation der Chilenen deutscher Abstammung erfolgen:
Ein Sprachwechsel wird in unserem Fall grundsätzlich begünstigt, da ...
... die Gruppe der Chilenen deutscher Abstammung zwar mehr als nur tausend Deutschstämmige in Chile zählt, ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung allerdings mit 1,4 % trotzdem sehr gering ist;
... die Ansiedlung der Deutschstämmigen in ihrem ursprünglichen Siedlungsgebiet im Süden Chiles durch Streusiedlungen gekennzeichnet war und sich auch heute noch in einer hauptsächlich ländlichen Gegend befindet;
... die Gemeinschaft der Chilenen deutscher Abstammung durch eine starke Abwanderung (Bildungs- und Arbeitsmigration) besonders der jungen Generation gekennzeichnet ist.
Ein Sprachwechsel wird begünstigt, da ...
... die tatsächlich noch Deutschsprechenden hauptsächlich ältere Mitglieder der Gruppe sind;
... die Gruppe der Chilenen deutscher Abstammung durch einen großen Anteil an Mischehen gekennzeichnet ist.
Der soziale und ökonomische Status der Chilenen deutscher Abstammung in Chile ist dabei allerdings als relativ hoch anzusehen.
Ein Sprachwechsel wird begünstigt, da ...
... die Chilenen deutscher Abstammung innerhalb der Mehrheitsgesellschaft heutzutage keine besonderen unterstützenden Rechte haben und ihnen keine besonderen Förderungsmaßnahmen zuteil werden (im Gegensatz zu den ersten Jahren der Kolonisation, in denen deutschen Siedlern zahlreiche Begünstigungen geboten wurden);
... die Kontaktsprache der Chilenen deutscher Abstammung die Landessprache ist (Spanisch als Kontaktsprache, Deutsch als ursprüngliche "Erstsprache");
... die ursprüngliche Muttersprache der Chilenen deutscher Abstammung, das Deutsche, weder allgemeine Unterrichtssprache noch obligatorisches Unterrichtsfach in den Schulen ist.
Ein Sprachwechsel wird begünstigt, da ...
... die Mehrheit der Chilenen deutscher Abstammung heute von polyethnischer Herkunft (Kinder aus Mischehen) ist;
... nur ein unwesentlicher sozialer Abstand ("social distance") zwischen der Eigengruppe und der dominanten Kontaktgruppe existiert.
Eine Interessenvertretung und Existenz von deutschen Institutionen und Vereinigungen ist dagegen auch heute noch gewährleistet, fällt neben den anderen Faktoren dieser Variablen aber nicht mehr so stark ins Gewicht.
Ein Sprachwechsel wird begünstigt, da ...
... die ethnische Identität der Chilenen deutscher Abstammung trotz ihres deutschen Traditionsbewußtseins generell auf einer starken Tendenz der Anpassung und Akkulturation basiert;
... Sprachloyalität und die tatsächliche Bereitschaft zu Anstrengungen zur Sprachbewahrung des Deutschen innerhalb der Gruppe der Deutschstämmigen relativ niedrig sind.
Ein Sprachwechsel wird begünstigt, da ...
... die Chilenen deutscher Abstammung in regelmäßigem und alltäglichem Kontakt mit der Mehrheitsgesellschaft stehen;
... soziale Mobilität und alltägliche Interaktionen die spanische Sprache voraussetzen;
... die Gemeinschaft der Deutschstämmigen zumeist nur noch eine untergeordnete Rolle in den allgemeinen Interaktionen und alltäglichen Kontakten ihrer Mitglieder innehat;
... die ursprüngliche Muttersprache der Deutschstämmigen bestenfalls auf die Domäne der Familie beschränkt bleibt.
Ein Sprachwechsel wird begünstigt, da ...
... die Muttersprache der Sprachgemeinschaft durch einen relativ geringen linguistischen Abstand zur Kontaktsprache gekennzeichnet ist;
... der Status der Kontaktsprache (des Spanischen) höher als der Status der deutschen Sprache in Chile ist.
Nach obiger Betrachtung ist festzustellen, daß die extremen Bedingungen eines Sprachwechsels vom Deutschen zum Spanischen bei den Deutschstämmigen in Chile grundsätzlich gegeben sind. Die aktuelle soziolinguistische Situation der Chilenen deutscher Abstammung ist demnach durch einen fortschreitenden Sprachverlust des Deutschen gekennzeichnet, da man davon ausgehen kann, daß sich die oben genannten Bedingungen des Sprachwechsels mit der Zeit noch verstärken und ausweiten werden.
Ziel war es, anhand einer eigenen empirischen Untersuchung eine Einschätzung der soziolinguistischen Situation von Chilenen deutscher Abstammung vorzunehmen. Faktoren, die einen Sprachverlust des Deutschen und den Sprachwechsel zum Spanischen bei den Deutschstämmigen in Chile beeinflussen, sollten herausgearbeitet und im Rahmen des Möglichen erläutert werden.
In dieser Hinsicht wurden Zusammenhänge zwischen den deutschen Sprachkenntnissen der Deutschstämmigen und persönlichen Faktoren wie Alter, Religionszugehörigkeit und familiären Umständen (Deutsch als Verständigungssprache im Elternhaus, mit dem Ehepartner etc.) deutlich erkennbar. Der Einfluß äußerer Faktoren (hohe Anzahl von Mischehen, allgemeine soziale und wirtschaftliche Situation der Deutschstämmigen, geschichtliche Ereignisse) konnte außerdem belegt werden.
Nicht zu vergessen sind jene ursprünglich den Sprachverlust initiierenden Faktoren, die sich aus den situationalen Gegebenheiten der Entwicklungsgeschichte der deutschen Einwanderung und Siedlung im Süden Chiles ergaben. Der Anschluß an die Nord-Süd Bahn bedeutete z. B. das Ende einer weitgehenden Isolation der deutschen Siedler und deren Siedlungsgebiete im südlichen Teil des Landes. Hiermit begann ein Prozeß der Öffnung und allgemeinen Anpassung, sowohl kulturell als auch sprachlich.
Es bleibt insgesamt festzuhalten, daß zahlreiche Bedingungen für einen Sprachwechsel nach dem Modell Haarmanns (1986: 11ff.) bei den Chilenen deutscher Abstammung erfüllt sind. Die aktuelle soziolinguistische Situation der Chilenen deutscher Abstammung ist durch einen fortschreitenden Sprachverlust des Deutschen gekennzeichnet.
Was können wir aus diesen Erkenntnissen für die Zukunft der Chilenen deutscher Abstammung ableiten oder voraussagen? Den Einschätzungen der aktuellen soziolinguistischen Situation zufolge wird sich der Prozeß des Sprachverlusts unter den Deutschstämmigen nicht mehr aufhalten lassen. Der Verlust der deutschen Sprache wäre somit voraussehbar. Trotz dieses Sprachverlusts kann man jedoch weiterhin von einer recht starken Identifizierung mit den eigenen deutschen Wurzeln und Traditionen seitens der Chilenen deutscher Abstammung ausgehen. Kulturelle und religiöse Muster einer Gruppe können schließlich auch ohne den Erhalt einer bestimmten Sprache weiterbestehen. In diesem Fall würden andere Faktoren wie z. B. gleiche Traditionen oder ein gemeinsamer geschichtlicher und kultureller Hintergrund als Merkmale ethnischer Identität fungieren. Rosenberg und Weydt (1992: 217) bekräftigen dies am Beispiel der Rußlanddeutschen, die auch ohne jedwede deutsche Sprachkenntnisse ihre ethnische Identität als Deutsche oder Rußlanddeutsche bewahrten. Die Tendenz zu einer vergleichbaren Situation unter den Chilenen deutscher Abstammung ist bereits heute erkennbar, da ein großer Teil der Deutschstämmigen nur noch aus reinem Traditionsbewußtsein die deutsche Sprache als Fremdsprache erlernt.
1 Puerto Varas, Llanquihue und Frutillar sind Gründungen deutscher Siedler und wirken auch heute mit ihrer Architektur und Kultur wie "Klein-Deutschland" in Chile. [zurück]
2 "Der Zweite Weltkrieg, nun ja: er hat sich ganz allgemein auf das Deutschsein ausgewirkt. Weil die Deutschen überall als die Schlechten und Bösen angesehen wurden. Dieses Bild hat sich vielleicht dann auch auf die deutsche Sprach übertragen, ja." [zurück]
3 "(...) mit Hitler und all dem haben viele von uns die deutsche Sprache vermieden oder wollten sie nicht mehr in der Öffentlichkeit sprechen. (...) Und außerdem auch wegen der Propaganda. Alle haben ja Hitler und die Deutschen als die Schlechten angesehen, weshalb viele von uns, um nicht dazuzugehören oder als schlecht zu gelten, auch ihre Wurzeln verleugnet haben." [zurück]
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