Bewerbung und Vorstellungsgespräch aus dialoglinguistischer Sicht:
einige Vorbemerkungen zur Aufarbeitung eines von der Linguistik vernachlässigten Arbeitsgebietes
Ulrich A. Schmidt
Ruhr-Universität Bochum
Abstract
Das Vorstellungsgespräch vollzieht sich im Rahmen einer hochkomplexen Kommunikationssituation ("Bewerbungskommunikation") mit eigenen Rahmenbedingungen und Gesetzmäßigkeiten. Unter dieser Perspektive kann das Vorstellungsgespräch als Abschluss eines "Sprachspiels" im Sinne Wittgensteins betrachtet werden. Beim Prozess des Regel-Erlernens für dieses Sprachspiel, dem Prozess des Erwerbs von kommunikativer Bewerbungskompetenz, stoßen wir auf elementare Probleme: Neben dem Aspekt der Verdoppelung des Textproduzenten muss insbesondere gefragt werden, auf welche Weise kommunikative Bewerbungskompetenz entwickelt werden kann, denn in aller Regel ermangelt es den - für den Erwerb jeglicher Art von Kompetenz unabdingbaren - kommunikativen Rückmeldung:
Unter dieser Perspektive muss auch das Vorstellungsgespräch weniger als ein Prüfungsgespräch, sondern viel mehr als eine Art von "Flirtgespräch" betrachtet werden. In diesem Zusammenhang erscheinen auch die sog. "unzulässigen Fragen" in anderem Licht.